Spielen mit Oma und Enkel

Das Modell könnte tragen, denn anders als früher haben die Teilnehmer es selbst gewählt: Mehrgenerationenhäuser lösen die angeblich so gute alte Großfamilie ab, und der Bund fördert kräftig mit. Zum Beispiel das Hamburger „Elbschloss an der Bille“

VON ANNA-LENA WOLFF

Die Urbanisierung fordert ihre Opfer, und dazu gehört auch die Großfamilie. „In der Stadt leben nur noch selten verschiedene Generationen unter einem Dach“, sagt Jasmin Eisenhut, Pressesprecherin für Soziales und Familie. Deshalb sei es vor allem für Großstädte wie Hamburg wichtig, durch Mehrgenerationenhäuser das Nebeneinander von Jung und Alt wieder in ein Miteinander zu verwandeln.

In Hamburg gibt es bis jetzt fünf solcher Einrichtungen, vier davon sind bereits in Betrieb. Das fünfte, das Nachbarschaftszentrum „Elbschloss an der Bille“ in Hamm-Süd, soll am 1. November in den ehemaligen Verwaltungsräumen der Baugenossenschaft Freier Gewerkschafter an der Süderstraße eröffnet werden. Alle fünf Mehrgenerationenhäuser werden von der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz gefördert. Die Bundesförderung ist an verschiedene Standards gebunden. Zentral sind hier generationsübergreifende Angebote, ein gemeinsamer Tagestreff und Informationsdienstleistungen.

Im „Elbschloss an der Bille“ wird es ein Eltern-Kind-Zentrum, eine Mutter-Kind-Wohngruppe, einen Tagestreff für Senioren und eine Beratungsstelle für Jugendliche zum Thema Berufs- und Studienwahl sowie ein Café mit Mittagstisch geben. Wie die anderen Hamburger Projekte erhält das Elbschloss hierfür fünf Jahre lang jährlich 40.000 Euro.

Dabei können bei Mehrgenerationenprojekten unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. „Jedes Haus muss auch individuell auf seine Umgebung und die jeweiligen Träger abgestimmt werden“, sagt Projektmitarbeiterin Silke Edelhoff. Das Hauptaugenmerk liegt bei dem Projekt „Elbschloss an der Bille“ auf der Koordinierung bereits bestehender und der Neuschaffung sozialer Arbeitskreise und Einrichtungen. „Es ist zwar kein Wohnprojekt“, sagt Edelhoff, „aber durch die gemeinsame Unterbringung der Gruppen sorgen wir dafür, dass es Schnittstellen zwischen den Projekten gibt und das Elbschloss ein Treffpunkt für Jung und Alt wird“.

Um die geplanten Angebote auf die Bewohner im Ostbrookviertel abzustimmen, bieten die Projektplaner außerdem diverse Werkstätten an, in denen die künftigen Nutzer bereits in die Planung einbezogen werden.

Ein etwas anderes Konzept verfolgt das Flaks, das bereits seit zehn Jahren in Hamburg die Kommunikation zwischen den Generationen forciert. Dass ein Frauenzentrum wie das Flaks nun zum Mehrgenerationenhaus umfunktioniert wird, ist nicht Ungewöhnliches. „Das Mehrgenerationenhaus-Programm des Bundes ist meist nur eine Beifinanzierung für bereits laufende Projekte“, sagt Martina Feistritzer von der Alida-Schmidt-Stiftung, Trägerin des Projekts „Elbschloss an der Bille“.

Als reines Frauenzentrum wendet Flaks sich mit seinen Angeboten insbesondere an Mütter, erwerbslose Frauen und Alleinerziehende. Auf dem Programm stehen vor allem praktisch orientierte Kurse wie Internet-Einführungen und PC-Training. Bald sollen aber auch Handwerkerkurse für Frauen starten. Im Flaks gehört das Mehrgenerationenkonzept seit jeher zu einem festen Programm: „Unsere Besucherinnen sind zwischen 20 und 87 Jahren alt und das nicht erst, seit Flaks ein Mehrgenerationenprojekt ist“, sagt Dönay Acarbas, Koordinatorin von Flaks.