Urlaub über Kohlendioxid-Tank

Die Politik in Ostholstein ist gar nicht begeistert über den Plan, Treibhausgas in der Hoffnung unter die Erde zu pumpen, dort möge es die nächsten 10.000 Jahre bleiben. Greenpeace hält diesen Weg für eine Sackgasse

Der Plan, in Ostholstein Kohlendioxid zu lagern, hat in dem Landkreis Unmut ausgelöst. „Wir sind hier der tourismusintensivste Kreis in Deutschland“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, Burkhard Klinke. „Wenn man anfängt, hier Untersuchungen zu machen, wird das viele Leute abschrecken, in den Landkreis zu kommen.“

Wie berichtet, will Schleswig-Holstein zusammen mit dem Energiekonzern RWE Dea drei Gebiete auf ihre Eignung als Kohlendioxid(CO2)-Speicher untersuchen: Ostholstein, Nordfriesland und ein Gebiet in der Nordsee. Das CO2 aus den Kohlkraftwerken des Landes soll hier mehr als 1.000 Meter tief unter die Erde gepumpt werden.

RWE Dea hofft, dort eine Gesteinsformation zu finden, deren Poren mit konzentriertem Salzwasser gefüllt sind. Das CO2 würde hinuntergepumpt und würde sich in dem Salzwasser lösen. Unter dem Druck des darüber liegenden Gesteins bliebe es wie in einer Sprudelflasche eingeschlossen. Über die Jahrtausende würde es sich mit dem Salz verbinden und zu Stein werden.

Mit Schallmessungen wollen die RWE-Geologen feststellen, ob über der „salinen Schicht“ mit den wassergefüllten Poren eine gasundurchlässige Deckschicht liegt. Entscheidend dabei ist, dass diese Schicht keine Brüche oder Einschlüsse aufweist, also „ungestört“ ist.

Sollte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie die Untersuchungen genehmigen, befürchten die Kreistagsfraktionen das Schlimmste. Ostholstein mit der Insel Fehmarn und Badeorten wie Timmendorfer Strand sei auf Gäste angewiesen, sagt SPD-Fraktionschef Klinke und ist sich dabei mit seinem Kollegen von der CDU einig. Im Übrigen sei es „kein feiner Stil, das man das über die Medien erfährt“.

Gabriela von Goerne von Greenpeace hält das Speichern von Kohlendioxid für eine Sackgasse: „Wir legen CO2-Gräber an, die künftige Generationen überwachen müssen.“ Die Lagerung sei teuer, die Kapazitäten reichten nicht aus. Die Betriebskosten des Lagers in Ostholstein beliefen sich nach Angaben der Landesregierung auf vier Millionen Euro im Jahr. GERNOT KNÖDLER