Frau plus alt gleich arm?

Frauen nutzen noch zu wenig die staatlich geförderte Altersvorsorge. Schon heute sind 30 Prozent der alleinstehenden Rentnerinnen von Armut bedroht. Dabei lässt sich auch mit einem kleinen Eigenanteil die staatliche Förderung nutzen

Die Stiftung Warentest bietet im Internet einen Rechner an, mit dem ermittelt werden kann, was einem im Alter an Einkünften fehlt. www.test.de/rentenluecke

Bei Fragen zur gesetzlichen Rente berät die Deutsche Rentenversicherung kostenlos unter der Telefonnummer (08 00) 10 00 48 00.

Finanztest spezial: Riester-Rente. Das Sonderheft ist für 7,50 Euro im Handel erhältlich oder im Internet unter www.test.de/shop

VON SIMONE WEIDNER

Berufstätige Frauen legen durchschnittlich 160 Euro im Monat für ihr Alter zurück, das sind 80 Euro weniger, als Männer sparen, weist eine Studie der Postbank aus dem Jahr 2006 nach.

Die meisten wissen inzwischen, dass sie zusätzlich vorsorgen müssen, weil die gesetzliche Rente allein künftig nicht mehr ausreicht, den Lebensstandard im Alter zu halten. Für den Aufbau einer Vorsorge nutzen immer mehr staatlich geförderte Angebote wie die Betriebsrente oder die Rürup-Rente.

Was viele nicht wissen: Die Riester-Rente ist gerade für Frauen ideal. Denn nicht nur Voll- und Teilzeitbeschäftigte oder Beamtinnen, sondern auch Ehefrauen ohne Einkommen, Mini-Jobberinnen, Arbeitslose und Frauen in Elternzeit können einen Vertrag abschließen. Wer kein Einkommen hat, kann sich mit 5 Euro im Monat die jährliche staatliche Zulage von 154 Euro sichern. Pro Kind, für das Kindergeld bezogen wird, gibt es noch mal 185 Euro dazu, für ab 2008 Geborene sogar 300 Euro. Gut Verdienende dürfen bis zu 2.100 Euro im Jahr einzahlen. Wenn eine 32-Jährige heute diesen Höchstbetrag investiert, kann sie im Alter mit einer monatlichen Rente von 718 Euro brutto rechnen, wenn die Rendite 4 Prozent beträgt.

Gering Verdienende, die befürchten, dass sich Riester nicht lohnt, weil die Rente im Alter auf die Grundsicherung angerechnet wird, sollten bedenken, dass sich die eigene Erwerbs- und Lebenssituation in den nächsten Jahrzehnten noch mal ändern kann. Und: Wird Riester auch in 35 Jahren noch angerechnet? Wer jetzt die Förderung verschenkt, bedauert diese Entscheidung möglicherweise im 65. oder 67. Lebensjahr. Bisher beziehen rund 1 Prozent der Menschen ab 18 Jahren volle oder ergänzende Grundsicherung.

Eine zusätzliche sichere Einkommensquelle für das Alter ist eine vom Arbeitgeber mitfinanzierte Betriebsrente. Beschäftigte haben einen Rechtsanspruch auf die sogenannte Entgeltumwandlung. Ein Teil des Lohns, maximal 2.544 Euro in diesem Jahr, wird steuer- und sozialabgabenfrei zum Beispiel in eine Direktversicherung oder Pensionskasse investiert. Diese Altersvorsorge ist durch die Sozialabgabenersparnis unschlagbar, wenn das Einkommen höchstens 43.200 Euro brutto beträgt, führt die Zeitschrift Finanztest aus. Immerhin haben etwa 15 Prozent aller Frauen Ansprüche auf Betriebsrenten erworben. Darauf weist die deutsche Rentenversicherung in der aktuelle Studie Avid hin.

Als geförderte Vorsorge kann auch die Rürup-Rente, auch Basis-Rente genannt, in Betracht kommen. Davon profitieren vor allem Selbstständige, aber auch Angestellte oder Beamtinnen. Für die Einzahlungen in einen Vertrag gibt es Steuervergünstigungen. Bis zu 20.000 Euro im Jahr erkennt das Finanzamt an. Manche setzen auf private Vorsorgelösungen, die mehr Flexibilität bieten. Denn alle staatlich geförderten Vorsorgen sind an die Bedingung geknüpft, dass eine monatliche lebenslange Rente ausgezahlt wird. Eine private Renten- oder Lebensversicherung ist vor allem im Hinblick auf die ab Januar 2009 geltende Abgeltungssteuer interessant. Die Zinserträge bleiben abgeltungssteuerfrei. Bei Fondssparplänen, mit denen Risikobewusste langfristig Vermögen aufbauen können, sind die neuen Steuerregeln zu beachten. Auch mit dem Erwerb einer Eigentumswohnung oder einem Haus kann der Lebensabend abgesichert werden.

Wer kein oder nur ein geringes Einkommen hat, kann kaum für das Alter vorsorgen. Überdurchschnittlich betroffen sind Frauen. Sie verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer. Unter den Teilzeitkräften sind Frauen mit 84 Prozent überdurchschnittlich vertreten. Auch die Beschäftigungsquote von Alleinerziehenden ist mit 62 Prozent laut einer OECD-Studie sehr niedrig. Schon heute sind 30 Prozent der alleinstehenden Rentnerinnen von Armut bedroht. Die durchschnittliche Bruttorente betrug im Jahr 2006 für Männer 1.076 Euro (neue Bundesländer 1.114 Euro) und für Frauen 473 Euro (neue Bundesländer 668 Euro).

„Einkommensarmut ist die Einbahnstraße in die Altersarmut“, sagt die Vizepräsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Carin E. Hinsinger, anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März und fordert die Politik auf, die Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern. Das Bewusstsein für die wachsende Armut im Land muss geschärft werden.