Motivationslos über den Platz getrabt

Fehlpässe, Schüsse knapp am Tor vorbei und schwache Stürmer: Der VfL Osnabrück verliert im Abstiegsduell der Zweiten Fußballbundesliga gegen Augsburg mit 0 : 2 und versäumt damit klar den Sprung ins Tabellenmittelfeld

Osnabrücks Fußballfans waten zurzeit im Wechselbad der Gefühle – und holen sich dabei oft kalte Füße. In der einen Woche droht der Sturz auf die Abstiegsplätze. Dann scheint sich der VfL, wie am vergangenen Spieltag beim Auswärtserfolg in Aue (0 : 1), wieder ein weiches Polster zum Tabellenkeller zu verschaffen. An diesem Sonntag begrüßten die Niedersachsen mit dem FC Augsburg eine Mannschaft mit ähnlichen Sorgen. Ein Sieg würde für beide Teams einen vorerst bequemen Rang im Mittelteil der Tabelle sichern.

Doch gestern trabten die VfL-Spieler ohne sichtbare Motivation über den Platz. Mit vielen Fehlpässen machten die Gastgeber die ebenfalls schwachen Bayern erst stark. Bereits in der 8. Spielminute zum Beispiel ließ Andreas Schäfer den Augsburger Stürmer Michael Thurk im Strafraum allein. Der traf mit einem abgefälschten Schuss aus gut zehn Metern unhaltbar zur Führung. Das Osnabrücker Kombinationsspiel, das gegen den 1. FC Köln oder 1860 München zu Überraschungserfolgen sorgte, kam nicht zustande. Auch die Stürmer fielen eher durch Abschlussschwäche auf.

Besonders Nico Frommer, der nach einer Viertelstunde für Bilal Aziz eingewechselt wurde, enttäuschte, als er in der 20. Minute auf das Augsburger Tor zulief, Torhüter Sven Neuhaus aus zwölf Metern aber nicht überwinden konnte. Auch U 21-Nationalspieler Rouwen Hennings hatte keinen glücklichen Tag erwischt, als Paul Thomik zurücklegte und der Stürmer den Ball mit dem Außenrist knapp am Tor vorbei schob.

Das gleiche Bild bot sich den 12.800 Zuschauern in der zweiten Hälfte des Spiels. Wieder zielte Hennings mit einem Drehschuss (57.) nicht gut genug. Später konnte Frommer den Nachschuss nach einem Kopfball von Kapitän Thomas Reichenberger aus kurzer Distanz wieder nicht im Netz unterbringen. Zwar war der VfL mit fast 70 Prozent Ballbesitz während des gesamten Spiels, statistisch gesehen, klar überlegen. Doch die bessere Chancenausbeute der Augsburger sorgte in der 75. Minute für den Endstand. Marco Künzel gewann im Strafraum den Zweikampf gegen Marcel Schuon und hatte keine Mühe, zum 0 : 2 zu treffen.

Osnabrück hat, so weit das Fazit, mit dem schwachen Auftritt versäumt, die Abstiegsrängen zu verlassen. Stattdessen steht die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz am kommenden Donnerstag beim FC St. Pauli wieder einmal mit dem Rücken zur Wand. Damit konnte der VfL in der Rückrunde nur einen Punkt in der heimischen Arena holen. „Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren“, forderte Wollitz nach dem Spiel. Die Mannschaft habe bisher Phantastisches erreicht, werde wieder aufstehen und den Klassenerhalt schaffen, versprach der Coach, obwohl er weiß: „Wenn wir drinnen bleiben, ist das eine Sensation.“

HEIKO OSTENDORF