Wohin? Zum Himmel halt!

Der neue Bertelsmann-Chef legt seine erste Bilanz vor und stellt mal das zentrale Wort „Wachstum“ in den Raum

Wachstum, sagte Hartmut Ostrowski, „ist Kern und Hauptelement unserer Strategie. Denn Wachstum ist die Basis von allem.“ Wovon gleich noch mal? Erklärt er gerne, im Geschäftsbericht des Bertelsmann-Konzerns 2007. „Nur durch Wachstum können wir führende Marktpositionen sichern und ausbauen und dadurch die Gewinne steigern.“ Klingt wichtig – und bedurfte jedenfalls der Unterfütterung durch viele Powerpoint-Charts.

Bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender stellte Ostrowski, 50, auch noch einmal die anderen Holzhammerfloskeln seiner im Dezember verkündeten Strategie vor: „Take the lead, go for growth, create value“. Führung, Wachstum, Wert. Doch die Umsetzung ist ungewiss.

Der Umsatz des größten deutschen Medienkonzerns ist 2007 von 19,3 Milliarden Euro auf 18,8 Milliarden gesunken, der Gewinn von 2,5 Milliarden Euro auf 405 Millionen Euro. Und klar ist: Fernsehen (mit der RTL Group) bleibt auch in Zukunft wichtig – man wolle die Anteile (derzeit knapp 90 Prozent) weiterhin, was vor Kurzem gescheitert war, auf 100 Prozent aufstocken, sagte Finanzvorstand Thomas Rabe. Interpretationen, RTL sei die Melkkuh von Bertelsmann, widersprach Ostrowski jedoch – wenn auch halbherzig. Zeitschriften (mit dem Verlag Gruner+Jahr) sollen ebenfalls ein Konzern-Bestandteil bleiben – einem Verkauf widersprach Finanzvorstand Rabe weniger halbherzig („nein!“). Die Bereiche Musik (Sony BMG) und – in den 60ern zentral für das, richtig: Wachstum des Konzerns – Buchclubs (Direct Group) aber sind die schwächsten Sparten. Die US-amerikanische Sparte der DirectGroup soll verkauft werden, und auch in Europa werden „alle Optionen geprüft“. Man schließe, sagte Ostrowski, „Verkauf auch nicht aus“.

Was SonyBMG betrifft: Es gebe „keine konkreten Pläne“, das bis 2009 angelegte Joint Venture mit Sony aufzugeben – 2009 aber dürfte ein Verkauf wohl zumindest zur Diskussion stehen.

Die Zukunft, so viel wurde klar, soll wohl in Asien und auch im Dienstleistungsgeschäft liegen. Heißt: Bertelsmann verdient Geld mit einer Rabattkarte zum Punktesammeln bei Edeka. Punktesammeln – klingt wie, richtig: Wachstum. KLAUS RAAB