körnerwall: die cdu hakt noch mal nach
: Ein Reizthema für Volksparteien

Akribisch Akteneinsicht zu nehmen ist lobenswerter Fleiß. Allerdings erweckt die CDU mit ihrer detaillierten Recherche zum Thema Körnerwall den Eindruck, nur ein weiteres Mal auf die Bildungsbehörde und die Elternschaft der längst aufgelösten Schule eindreschen zu wollen.

Kommentar von Henning Bleyl

Mit Nachdruck fordert sie nun eine möglichst feinmaschige Kontrolle samt entsprechender „Sensibilität in den Schulen“ – als gelte es, weitere Kevin-Fälle auszuschließen. Und nicht, hochmotiverte Eltern an ihrem Engagement zu hindern.

Interessanterweise wird die Körnerwall-Schule nicht nur von der CDU als lang „melkbares“ Thema wahrgenommen, um ein traditionelles SPD-Ressort in die Mangel zu nehmen. Auch viele Sozialdemokraten reagieren auf die mit „alternativem Ellenbogen“ erkämpfte Bildungsnische auffällig allergisch. So erinnerte das Vokabular der entsprechenden Bürgerschafts-Debatte grotesk an die Jahrestage von Pogromen: „So etwas darf nie wieder passieren“, erklärte Mustafa Güngör von der SPD, der damalige Bildungssenator Willi Lemke zeigte sich „tief beschämt, dass dies so lange möglich war in unserer Stadt“.

Opfer war jedoch allenfalls das Maß an sozialer Mischung, wozu etwa die Waldorfschulen in ganz anderer Größenordnung beitragen. Dass – sogar kostensparende – Selbstbestimmung auf derartige Ablehnung stößt, ist absurd und maßstabslos.