Flickertunes
: Kino aus der Unterwelt

Die Kunst der pornografischen Literatur hat spätestens in den 90er Jahren das triste Dasein in mit orangener Plastikfolie und bunten Lampen dekorierten Läden hinter sich gelassen. Seitdem ist dargestellte Unzucht Kunst, die Autoren und Autorinnen solcher Publikationen veröffentlichen bei Rowohlt und müssen sich nicht mehr hinter Pseudonymen verstecken.

Das war nicht immer so: Viele Pornoliteraten der 60er und 70er Jahre eint ein Irrtum: Sie schrieben unter dem vermeintlichen Pseudonym J.X. Williams. Vermeintlich deshalb, weil J.X. Williams mitnichten allein die imaginierte Persona der Pornographia triviale war. Es war die Zeit des Kalten Kriegs und J.X. Williams hatte gute Gründe im Verborgenen zu arbeiten. Verschwörungen werden aufgedeckt, Querverbindungen gezogen, Schüsse fallen, Filme entstehen. In den 90er Jahren gräbt Noel Lawrence in den Archiven San Franciscos. Er findet Kommunisten in der Mafia, Heroin im Weißen Haus, Okkultismus in Hollywood und hunderte von belichteten Metern Filmmaterial mit pornografischen Aufnahmen hochrangiger amerikanischer Politiker. Zusammen laufen die Fäden bei einem Mann, der offiziell gar nicht existiert: J.X. Williams. In der Reihe Flickertunes stellt Noel Lawrence J.X. Williams vor. Im Gepäck hat er unter anderem „Peep Show“, Williams‘ lang verschollenes Debut. Lawrence betreibt nicht nur das J.X.-Williams-Archiv, sondern auch das DVD-Label „Other Cinema“. ASL

Mittwoch, 21 Uhr, Spedition