Alles, wie es war?

Nach fünf Jahren Pause melden sich Zoot Woman mit ihrem dritten Album „Things Are What They Used to Be“ zurück. Wie die stilsicheren Melancholiker im Jahr 2008 klingen, kann man heute Abend im Fritzclub erfahren

Genau genommen sind sie es, die den Trend zum Eighties-Revival maßgeblich zu verantworten haben

Wir verdanken ihnen einige der elegantesten Hits, die das nicht immer begrüßenswerte Achtziger-Revival hervorgebracht hat. Genau genommen sind sie es auch, die den Trend maßgeblich zu verantworten haben: Die Briten Zoot Woman waren eine der ersten Bands, die im 21. Jahrhundert Gitarren, Drumcomputer und Synthesizer so kombinierten, dass man sich aufs Schönste an New Order oder Human League erinnert fühlte. Anders als spätere Revivalisten wollten Zoot Woman nie eine bloße Kopie sein, sondern orientierten sich an dem Stil der Achtziger, um großen melancholischen Pop zu schreiben: Ihre Songs „It’s Automatic“, „Grey Day“ oder „Living in a Magazine“ sind Klassiker im besten Sinne des Wortes.

Wenn von Zoot Woman die Rede ist, fällt oft als Erstes der Name Stuart Price. Der Musiker, Produzent und klassisch ausgebildete Pianist ist Mastermind der Band, die im Jahr 1995 gegründet wurde, als Price und seine Mitstreiter, die Brüder Adam und Johnny Blake, noch mit der bewegten Phase der Pubertät zu kämpfen hatten.

Bewegt war auch die Geschichte der Band, die kurz nach ihrer Gründung zum Instrumentalduo schrumpfte, als Sänger Johnny Stimmbruch bekam. Price widmete sich daraufhin seinem Soloprojekt Les Rhythmes Digitales, dessen Album „Darkdancer“ aus dem Jahr 1999 einigen Erfolg hatte. Auch als Solomusiker hatte sich Price den Achtzigern verschrieben, wobei er seine Sache so überzeugend machte, dass Nik Kershaw einem Song des Albums seine Stimme lieh. Einen Charterfolg erzielte Price mit „Jacques Your Body (Make Me Sweat)“, nachdem Citroën den Titel in einem Werbespot verwendet hatte. Über seiner Arbeit schien Price vergessen zu haben, dass Zoot Woman schon längst einen Vertrag mit dem Label Wall of Sound hatten. Irgendwann muss er die Mahnungen des Labels dann doch ernst genommen haben, sodass 2001 schließlich „Living in a Magazine“ erschien – mit den bekannten Revival-Folgen. Zwei Jahre später bringen Zoot Woman ihr selbst betiteltes zweites Album heraus, diesmal ist der Erfolg noch größer.

Die gesunde Mischung aus virtuosem Songhandwerk, souveräner Produktion und betontem Stilbewusstsein – weiße Anzüge der Designerin Fiona Doran gehören vorübergehend zum Band-Konzept – überzeugt auch Madonna: Price erhält den Ritterschlag zum Produzenten für ihr Album „Confessions on a Dancefloor“, von seinen zahllosen Aufträgen als Remixer ganz zu schweigen.

Bei Zoot Woman ruhte unterdessen die Arbeit. Im vergangenen Dezember gab es dann mit der Download-Single „We Won’t Break“ einen ersten Vorgeschmack auf das neue Album. Viel geändert hat sich nicht am Sound der Band, Johnny Blakes Gesang hat immer noch etwas von dem zerbrechlichen Crooning eines Marc Almond. Und die Verstärkung durch „Zoot Woman“ Beatrice Heatherley an Bass und Keyboards hat sich nicht sonderlich auf die Musik ausgewirkt.

Vielleicht gibt es ja doch noch die eine oder andere Überraschung, wenn „Things Are What They Used to Be“ im April erscheint, auch wenn der Albumtitel nicht darauf hindeutet. Interessanter ist die Frage, ob die Aussage des Albums auch auf Zoot Woman und ihre Situation am Musikmarkt zutrifft. Sieben Jahre nach ihrem Debüt hat das Achtziger-Revival zum einen deutlich an Fahrt nachgelassen, zum anderen hat die Zahl an Bands, die sich in ihrem Sound mehr oder minder an New Wave orientieren, exponentiell zugenommen. Synthie-Rock ist mittlerweile ein Stilelement unter vielen, auf das man nach Bedarf zurückgreift, was es für Zoot Woman schwieriger machen dürfte, sich im bunten Pop-Sortiment zu profilieren. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum mit dem Fritzclub eine der kleineren Bühnen für den Berliner Auftritt von Zoot Woman gewählt wurde. Etwas von einem Comeback hat ihr Auftritt allemal. Man darf gespannt sein, ob bei ihnen alles beim Alten geblieben ist.

TIM CASPAR BOEHME

22. März, Zoot Woman im Fritzclub am Postbahnhof, 20 Uhr