Alice Ricciardi gestorben

BERLIN taz ■ Die ärztlichen Standesorganisationen haben Alice Ricciardi und ihre Arbeit jahrzehntelang ignoriert. Dabei hat sie als geborene von Platen-Hallermund das Verbrechen der nationalsozialistischen Euthanasie als Erste beschrieben. Die damals 37-jährige Psychiaterin beobachtete die Nürnberger Ärzteprozesse, ihr Buch „Die Tötung Geisteskranker in Deutschland“ erschien 1948. Interesse an dieser Analyse gab es aber erst ab Mitte der 1980er-Jahre. Da lebte Ricciardi längst als Gruppentherapeutin in Italien. Noch vor einem Jahr war sie auf Vortragsreise in Deutschland. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb Ricciardi Ende Februar mit 97 Jahren im toskanischen Cortona. UWI