WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Osterfeiertage sind vorüber und schon wird nach neuen Feiertagen Ausschau gehalten. Bloß der Frühling ist immer noch nicht wirklich in Sicht. Der folgende Feiertag allerdings wird genau genommen schon seit Anfang des Jahres gefeiert: der vierzigste Geburtstag des Jahres 1968 nämlich. Heißt eine lange Liste an Büchern, Leitartikeln, Dokumentationen. Das Grips-Theater hat seine Revue „Eine linke Geschichte“ wieder auf den Spielplan gesetzt (Freitag und Samstag), und nun steht uns im Tipi am Kanzleramt auch noch Rainald Grebe und seine Kapelle der Versöhnung mit „1968. Die Show“ bevor! Das kann ja heiter werden (was es vermutlich auch wird). Zum Repertoire der Signaljahre um 1968 gehört auch der britische Dramatiker Edward Bond, der zum Beispiel das Drehbuch für Michelangelo Antonionius Kultfilm „Blow up“ geschrieben hat und in Deutschland von Peter Stein als Dramatiker durchgesetzt worden ist. Bonds Stück „Gerettet“ war 1965 bei seiner Uraufführung unter anderem wegen einer Szene, in der ein Baby gesteinigt wird, ein Skandal und wurde verboten. Ähnliches ist am Freitag wahrscheinlich nicht zu erwarten, wenn Thomas Schulte-Michels nun am Berliner Ensemble den Schocker von einst inszeniert. Die Sophiensæle zeigen diese Woche noch Thorsten Lensings und Jan Heins höchst eigene Inszenierung von Tschechows „Onkel Wanja“ mit Devid Striesow, Ursina Ladi und Joseph Ostendorf, die kurz vor Ostern Premiere hatte. Ansonsten Bühne frei für zwei der größten Selbstdarsteller, die die Berliner Theater zur Zeit vorzuweisen haben: Martin Wuttke, der am Berliner Ensemble sein „Faust Solo mit Chor“ frei nach Goethe präsentiert. Und Samuel Finzi, der ab Freitag auf der Studiobühne des Deutschen Theaters Box & Bar sein Stevie-Wonder-Special „Song of my Mind“ singt und spielt. Wenn dann nicht endlich Frühling wird!

Tipi: „1968“, ab Fr

Berliner Ensemble: „Gerettet“, ab Fr.; „Faust Solo mit Chor“, Fr./So.

Sophiensæle: „Onkel Wanja“, Do.–So.

DT Box & Bar: „Song of my Mind“, ab Fr.