unterm strich
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Es gibt Tage, da hat man einfach nichts zu vermelden. Wie heute. Ostern überspannt den ganzen Kulturbetrieb wie eine schimmernde Glocke. Und es ist nichts los. Umso interessanter, wenn die Kollegen von der Deutschen Presseagentur dann eine Meldung herausschicken, die sich folgendermaßen liest: „Premiere von Mäuseballett in Rostock gefeiert – Mauer stürzt ein. Nicht dass man sich jetzt wirklich einen Unfall wünschen würde, wo eine umgestürzte Mauer zahllose Kinder unter sich begraben haben könnte, es geht schließlich um ein Mäuseballett. Aber – immerhin ist was los!

Nun ja. Ob man das nun Hoffnung oder nicht nennen möchte, sie täuscht so oder so. Denn schaut man genauer hin, hat „ein überwiegend junges Publikum im Rostocker Volkstheater am Ostersamstag die Deutschlandpremiere des Balletts ‚Wer ist der Mächtigste auf der Welt?‘ von Bohuslav Martinů mit heftigem Applaus bedacht. Das Stück über ein Mäusepaar stammt von 1923, wie das Theater mitteilte. Eine Mäuseprinzessin verliebt sich in einen Mäuseprinzen. Deren Eltern aber wollen den Mächtigsten der Welt zum Schwiegersohn haben. Die Suche beginnt. Die Sonne ist es nicht, weil der Regen sie vertreibt. Der wiederum muss dem Sturm weichen. Dem hält eine Mauer stand, und die wird vom Mäuseprinzen und seinem Gefolge zu Fall gebracht. Am Ende gibt es eine Mäusehochzeit.“ Um dem ganzen jetzt noch einen Dreh zu geben: Das Ballett ist ein Werk des tschechischen Komponisten Martinů (1890–1959) und nun erstmals auf einer deutschen Bühne zu erleben. Der Grund für die späte Ehre ist zum Teil politisch: Das für große und kleine Zuschauer komponierte Stück, in dem eine Mauer zum Einsturz gebracht wird, war zumindest für DDR-Bühnen untauglich.