Verwaltung ökologisch wertvoll

Die bremischen Behörden stellen 2009 auf Ökostrom um – auch wenn der teurer sein sollte. Die Uni hat es im vergangenen Jahr schon vorgemacht – und die swb hatte dabei das Nachsehen

von Jan Zier

Die öffentlichen Einrichtungen in Bremen sollen ab dem kommenden Jahr nur noch Ökostrom beziehen – auch wenn dafür Mehrkosten von bis zu 300.000 Euro pro Jahr fällig werden könnten. Das hat der Senat gestern einmütig beschlossen. Für die womöglich erhöhten Strompreise müssen die jeweiligen Ressorts selbst aufkommen.

Momentan verbraucht die bremische Verwaltung 65 Millionen Kilowattstunden im Jahr, den Strom lieferte bislang die swb AG. Weitere 35 Millionen Kilowattstunden kommen in den Eigenbetrieben und Gesellschaften, den Hochschulen und den Kliniken dazu, die jedoch eigene Lieferverträge haben.

So ist die Uni Bremen im vergangenen Jahr von der swb zu dem in Hamburg ansässigen Anbieter „Lichtblick“ gewechselt. Dieser beliefert unter anderem auch die Umweltbehörden des Bundes mit Ökostrom. Zwar hat sich auch die swb seinerzeit um die jährlich anfallenden rund 40.000 Megawattstunden Strom beworben – Lichtblick aber unterbreitete das „bessere Angebot“, sagte eine Sprecherin der Uni. Die genauen Preise würden öffentlich jedoch nicht genannt. Zumindest komme der jetzige Ökostrom die Uni nicht teurer als der bis 2007 gelieferte, konventionell erzeugte. Zugleich sei die Uni, die ihre Wärmeenergie aus der nahe gelegenen Müllverbrennungsanlage bezieht, nun „nahezu CO2-neutral“. Früher zeichnete sie für 57.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr verantwortlich.

„Ökostrom lässt sich heute nahezu ohne Mehrkosten beschaffen“, sagt der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge. Davon geht auch Bremens grüner Umweltsenator Reinhard Loske aus: Er spricht davon, dass der Ökostrom „perspektivisch“ nicht teurer sei als anderer.

Als die Umweltbehörden des Bundes 2003 zum ersten Mal Ökostrom für die von ihnen verbrauchten 13 Millionen Kilowattstunden bezogen, war dieser noch rund zehn Prozent teurer als konventionell erzeugter. Seit 2007 belaufen sich die Mehrkosten nur noch auf 2,2 Prozent, so das Umweltbundesamt. Insgesamt machte Ökostrom im letzten Jahr weniger als ein Prozent des Verbrauchs aller Bundesbehörden aus.

Loske verweist deshalb auf die Vorbildwirkung Bremens. Den Umstieg auf die erneuerbare Energien hält er nicht nur für „sinnvoll“, sondern auch für „wirtschaftlich vertretbar“. Nach bisherigen Erfahrungen von Bund und Ländern rechnet Loske mit Mehrkosten zwischen 100.000 und 300.000 Euro. Genaueres ergibt die jetzt anlaufende europaweite Ausschreibung. Sie soll auch verhindern, dass vor allem bestehende Anlagen subventioniert würden. Ziel sei ein „realer Zubau“ an Anlagen für erneuerbaren Energien.

Die FDP kritisierte das Vorhaben als „teures Prestigeprojekt“, auf das Bremen verzichten solle, zumal es Arbeitsplätze bei den hiesigen Stromanbietern gefährde. Swb-Sprecherin Petra Gaebe sagte, dass prinzipiell auch Jobs „in Gefahr“ seien, wenn dem Unternehmen ein Großauftrag wie dieser verloren gehe. Es gebe jedoch kein konkretes Bedrohungsszenario, zumal man „zuversichtlich“ sei, den Zuschlag zu bekommen. Auch das gesellschaftliche Engagement in Bremen stehe nicht mit dem Auftrag in Zusammenhang. Die swb ist unter anderem an dem im Bau befindlichen Wasserkraftwerk in Hemelingen beteiligt, dass ab 2009 rund 14.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen soll. Dafür erwarte man in jedem Fall eine „hohe Nachfrage“, so Gaebe.