Spitzenmanager mit neuer Politur

Natürlich ginge noch mehr: Der Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, verdiente im vorigen Jahr mehr als 100 Millionen Dollar. Dagegen erscheinen die gestern von der Deutschen Bank bekannt gegebenen knapp 14 Millionen Euro, die der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann 2007 erhielt, fast mickrig. Unter den Vorständen der 30 DAX-Konzerne zählt Ackermann jedenfalls zu den Spitzenverdienern wie auch die Chefs von Daimler und Linde, Dieter Zetsche und Wolfgang Reitzle, die jeweils über 8 Millionen Euro verdienten.

Doch gleich wie hoch die Gehaltssteigerung ausfällt – in diesem Jahr war sie mit 6 Prozent sogar vergleichsweise niedrig –, Ackermann bringt sich auch abseits der Debatte über Managementgehälter ins Spiel: Da zweifelt der Banker angesichts der US-Finanzmarktkrise überraschenderweise erst an den Selbstheilungskräften der Marktwirtschaft, fühlt sich dann missverstanden – „Es geht nicht um eine Rettung der Investoren. Es geht primär um die Frage der Stabilisierung, damit die sozialen Kosten nicht noch größer werden“ – und kündigte schließlich gestern in seiner Funktion als Präsident des Internationalen Bankenverbandes einen Kodex zur Verbesserung der Geschäftsführung an: Man wolle Lehren aus der Finanzkrise ziehen. Ackermann hat dazugelernt: Er gibt sich nun als Sympathieträger – anders als vor wenigen Jahren.

Mit breit grinsendem Gesicht, Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen geformt, so hatte sich der Schweizer im Winter 2004 den Fotografen zu Beginn des Mannesmann-Prozesses präsentiert. Der damals 55-Jährige musste sich wegen Untreue vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten. Und während auf dem Campus der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Titanic unter dem Motto „Kommunisten helfen Wirtschaftsführern“ die „Solidaritätsaktion Free Ackermann“ gestartet hatte, sprach der damalige SPD-Generalsekretär Olaf Scholz von „selbstgefälliger Attitüde“ und „Verhöhnung der arbeitenden Menschen in Deutschland“. Sein Bild besserte sich nicht, als Ackermann 2005 Rekordergebnisse des Instituts, dem er seit 2002 vorsteht, bekannt gab – und gleichzeitig den Abbau tausender Arbeitsplätze.

Seit 2006 läuft die Imagekorrektur. Ackermann ist nach wie vor präsent, aber zurückhaltender. In der Zeit erklärte er, oberflächlicher Luxus sei ihm „zutiefst zuwider“. Dass sich die Wahrnehmung seiner Person mittlerweile geändert hat, war am 7. Februar ersichtlich: Da leiteten auf der Bilanzpressekonferenz Journalisten die Fragerunde mit Geburtstagswünschen und Applaus für den Manager ein. CHRISTINE ZEINER