Nenas Experimente
: Schule auf den Kopf gestellt

Als die Sängerin Nena ihr Schulkonzept vorstellte, schien es leicht veraltet, denn im pädagogischen Diskurs ist man inzwischen weiter. Kinder brauchen faire Erwachsene, die sie ernst nehmen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Aber sie brauchen auch Strukturen und Standpunkte, die Halt geben.

KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER

Dass die Neue Schule Hamburg nun ganz ohne Regeln an den Start ging, schien übertrieben. Dass die konservativ geführte Hamburger Bildungsbehörde dies erlaubte, führte mancher auf den Promi-Bonus zurück.

Es gibt durchaus Reformschulen, die Kinder nicht demütigen, sie nicht klein machen und ihnen tolle Bildungschancen bieten, die aber sehr wohl Strukturen und Regeln haben. Dort hätte Nena abgucken können, anstatt den Kindern aufzutragen, das Rad neu zu erfinden. Das Experiment ist riskant. Auch wenn es in Amerika gut funktioniert – etwa 80 Prozent der Sudbury-Valley-Schüler gehen aufs College –, kann es sein, dass Kinder leiden.

Und doch sollte die Umkehrung der Schüler-Lehrer-Hierarchie ein Denkanstoß für die Staatsschulen sein. Dort herrschen die Lehrer, während die Schüler auf Gedeih und Verderb auf ein positives Urteil angewiesen sind. Lehrerwahl, wenn auch nicht gleich mit Kündigung verbunden, könnte schon ein erfrischendes Reformelement für alle Schulen werden.

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