das pawlow’sche prinzip
: Konditionierte Meeresfische

Ein mehr als ungewöhnliches Projekt verfolgen Fischzüchter an dem Forschungsinstitut Woods Hole im US-Bundesstaat Massachusetts. Sie wollen Fische so konditionieren, dass sie sich freiwillig zum Schlachten einfinden. Vorbild für die Fischexperten ist der Pawlow’sche Hund. Der russische Forscher Iwan Petrowitsch Pawlow hatte Hunde dazu gebracht, dass bei ihnen ausgelöst durch ein Glockenton Speichelfluss einsetzte. Dazu hatte er über einen längeren Zeitraum jedes Mal bei der Fütterung die Glocke ertönen lassen. Nach Ansicht der US-Forscher könnten mit der gleichen Methode Fische dazu gebracht werden, einen Käfig aufzusuchen. Als Signal soll ebenfalls ein Ton dienen. Wenn es funktioniert, könnten Fischfarmen überflüssig werden. Die US-Forscher arbeiten derzeit mit dem Schwarzen Sägebarsch. Nachdem die Fische konditioniert worden sind, sollen sie ins Meer freigelassen werden. Erst wenn sie die Schlachtreife erreicht haben, sollen sie durch ein Tonsignal „zurückgerufen“ werden. Die Fischzüchter müssten so nicht mehr für die Aufzucht sorgen. Auch ihr Futter würden die „ferngesteuerten Fische“ dann selbst suchen. In den nächsten Wochen wollen die Forscher von der Woods Hole Ozeanographic Institution ihre Experimente mit 5.000 Sägebarschen fortsetzen. Doch ein größeres Problem müssen die Forscher noch überwinden, denn die Fische haben ein schlechtes Gedächtnis. Versuche zeigten, dass ein Teil der Fische schon nach fünf Tagen vergessen hatte, was das Tonsignal überhaupt bedeutet.

WOLFGANG LÖHR