African Souls aus Lagos

Asa heißt die neue viel versprechende Stimme Nigerias. Mit „Mr. Jailer“ hatte sie ihren ersten Hit in Westafrika und auch in Frankreich hat sich die junge Frau schon eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Nun kommt sie nach Hamburg

„I am in chains, you are in chains, too“ lautet die erste Zeile von „Mr. Jailer“ und schon bei den ersten Takten spitzen die Leute in den überfüllten Bussen in Lagos die Ohren. Das Stück ist Westafrikas aktuelle Hymne gegen Unterdrückung und nicht nur die Busfahrer in der nigerianischen Hauptstadt drehen voll auf, wenn Asas erster Hit ertönt. Längst ist „Mr. Jailer“ auch als Klingelton zu haben und derzeit kann sich die 25-jährige Sängerin vor Auftrittsangeboten in ihrem Heimatland kaum retten.

Ein Erfolg ihrer Hartnäckigkeit, denn die schüchterne junge Frau hat nie aufgesteckt, immer an sich selbst geglaubt und unbeirrt daran festgehalten, Musikerin zu werden. Das sei schon ihr Kindheitstraum gewesen, doch weder im Kirchenchor noch in der Schule wollte man sie singen hören. Zu tief, zu dumpf, zu schlecht sei ihre Stimme gewesen, hieß es immer, erinnert sich Asa und lächelt etwas hilflos, denn so recht verwunden scheint sie die Ablehnung von einst immer noch nicht zu haben. Dabei stehen ihr heute alle Türen offen.

In Frankreich, wo sie ihr erstes Album aufnahm, gilt sie als die neue Stimme Nigerias und die Rasta-Gemeinde hat sie längst als „Sista“ adoptiert. Kein Wunder, denn zu ihren wichtigsten musikalischen Einflüssen zählt Asa neben Bob Marley und Fela Kutis „Afrobeat“ auch Aretha Franklin, King Sunny Adé oder Westafrikas Reggaestar Chicken Jah Fakoly. Das Spektrum von Asa ist jedoch weitaus breiter, wie ihr im Januar in Europa veröffentlichtes Debüt „Asa“ zeigt.

Denn auch Jazz und die musikalischen Traditionen ihres eigenen Volkes, der Yoruba, gehören dazu. Deren Geschichte ist für die Sängerin mit den Rastalocken und der modischen Brille ein wesentlicher Bezugspunkt und etwa die Hälfte der Stücke des Debütalbums singt sie in ihrer Heimatsprache, die andere in Englisch. Eine Verbeugung vor der eigenen reichen Kultur des Vielvölkerstaats Nigeria. Dort leben zahlreiche unterschiedliche Ethnien, die ungefähr 200 verschiedene Sprachen sprechen und eine wichtige Inspirationsquelle für Asa sind. Als kleines Mädchen hat sie sich durch die Platten- und Kassettensammlung ihres Vaters gehört und die unterschiedlichen Stile aufgesaugt wie ein Schwamm. Entsprechend vielfältig klingt der Sound der begnadeten Songwriterin, die erst sehr spät mit dem Komponieren begann.

Darin hat sie ihr Produzent und Freund Cobhams Asuquo bestärkt. Den blinden Musiker, einer der viel versprechenden Produzenten in Lagos, hat sie vor vier Jahren getroffen, seitdem arbeiten die beiden quasi symbiotisch zusammen. Auch beim Superhit „Mr. Jailer“ hat Cobhams Asuquo Hand angelegt, mit dem fertigen Material ging Asa dann auf Wunsch ihres Labels ins Studio nach Paris. Der Tapetenwechsel hat ihr gut getan, dort knüpfte sie neue Kontakte, spielte mit Manu Dibango, Tony Allen und „Les Nubians“ und lernte die Stadt, in der sie geboren wurde, die sie aber im zarten Alter von zwei Jahren wieder verließ, erst richtig kennen. Paris als Karrieresprungbrett, denn zurück in Lagos konnte Asa die fertige CD vorweisen.

Am Mittwochabend stellt sie die auf Kampnagel vor.KNUT HENKEL

Mi, 2. 4., 20 Uhr, Kampnagel (KMH), Jarrestraße 20