Halbtags undercover?

Auch Mutterglück kann einen anständigen Mordfall nicht ersetzen: Tatort „Erntedank e. V.“ (So., 20.15 Uhr, ARD)

Kaum ist das erste Kind da, fängt auch der urban gesinnte Lebensabschnittsgefährte mit der Laube im Grünen an. Ermittlerin Lindholm (Maria Furtwängler) hat nicht mal so einen Lebensabschnittsgefährten – und sieht sich trotzdem schon fünf Monate nach der Geburt ihres Sohnes dazu genötigt, sich in einer Schrebergartenkolonie niederzulassen.

Martin (Ingo Naujoks), der WG-Mitbewohner mit dem Wackeldackelcharakter, hat die Parzelle extra erworben, auf dass sich die junge Mutter ganz auf ihr Mutterglück konzentrieren kann. Die unfreiwillig pausierende Hauptkommissarin lässt sich darauf eigentlich nur deshalb ein, weil beim Einzug eine Leiche abtransportiert wird. Vielleicht liegen unter dem geometrisch geordneten Grün noch weitere.

Ein schöner bunter Niedersachsen-Krimi über Kinderpflege und Wurmzucht ist Autorin und Regisseurin Angelina Maccarone („Fremde Haut“) da geglückt. Vom farbenfrohen Laubenglück geht es jedoch recht schnell zu den trüberen Regionen des Zusammenlebens. Nebenbei wird in dieser Episode aus dem Von-der-Leyen-Bundesland aufgezeigt, dass man gerade im Staatsdienst am wenigsten mit den Ideen der Familienministerin umzugehen weiß. So antwortet Lindholms Vorgesetzter auf die Frage, ob sie nicht halbtags in den Job zurückkönne, launisch: „Klar, um halbe Verdächtige zu verhören.“ Anheimelndes Babyglucksen gibt es hier kaum zu hören. Man muss die lieben Kleinen eben auch mal zur Seite legen können, wenn es spannend wird. CBU