Olympia ohne Merkel

Kanzlerin und Kabinett werden nicht zur Pekinger Eröffnungsfeier reisen. Boykott weiter ausgeschlossen

BRDO afp/ap ■ Die Bundesregierung will an der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in China nicht teilnehmen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte gestern am Rande des informellen Treffens der EU-Außenminister im slowenischen Brdo, weder Bundeskanzlerin Angela Merkel noch der für Sport zuständige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) planten bisher eine Reise zu der Zeremonie am 8. August in Peking. Auch er selbst wolle nicht nach China fahren. Allerdings wird Deutschland bei den Olympischen Spielen häufig durch den Bundespräsidenten vertreten.

Wegen des harten Durchgreifens der chinesischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten in Tibet wollen die EU-Außenminister bei ihrem Treffen unter slowenischem Ratsvorsitz erstmals über die Frage eines Olympia-Boykotts beraten. Auch Spitzenpolitiker aus Polen und Tschechien haben angekündigt, die Eröffnungsfeier zu boykottieren, die französische Regierung behält sich nach Rücksprache mit den EU-Partnern eine Absage vor.

Steinmeier machte dagegen erneut deutlich, dass er einen Olympia-Boykott insgesamt ablehne. „Ein Nein zu Olympia, um sich das Gewissen zu erleichtern, ist weder eine Hilfe für die Menschen in China noch eine Hilfe für die Sportverbände“, sagte der Außenminister. Er sprach sich zugleich dagegen aus, die Spiele künftig nur noch in Europa, Amerika, Südkorea oder Japan stattfinden zu lassen. Er hoffe, „dass wir nicht jedes Mal bei Sportereignissen dieser Art – demnächst in Südafrika, jetzt in China – eine Boykottdebatte wie die gegenwärtige erleben“, so Steinmeier.

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