Personalmangel
: Courage gefragt

Die Debatte um die Zustände im Gesundheitswesen, in den Krankenhäusern und Pflegeheimen ist in vielem verwirrend: Zu interessensgebunden die Parteien, zu widerstreitend die Argumente. Zwar ist Konsens, dass das Personal überlastet ist, doch ob zusätzliches eingestellt werden kann, ist strittig: Zu teuer, sagen die Krankenhaus- und Pflegeheimbetreiber. Zumal bei anstehenden Lohnerhöhungen. Man muss nicht lange warten, um das Drohszenario der Arbeitgeber zu hören, dass nun Entlassungen anstünden.

Kommentar VON FRIEDERIKE GRÄFF

Da lohnt es sich, auf jene Stimmen zu hören, die nicht ganz so laut sind wie die der Tarifparteien: Auf Experten, die darauf hinweisen, dass gut qualifiziertes Personal Kosten sparen kann: Indem die Ausfallzeiten von überforderten Mitarbeitern sinken. Oder die Fehler, die schlecht qualifiziertes Hilfspersonal verursacht, vermieden werden.

Um diese – dringliche – Diskussion überhaupt führen zu können, muss das Personal von Kliniken und Pflegeheimen auf die Misstände aufmerksam machen. So wie gerade in Celle geschehen. Dazu müssen die letzten Überreste jenes Schweigekodexes fallen, bei dem aus falsch verstandener Loyalität nichts nach außen getragen wurde. Und vor allem: Mitarbeiter, die den Mut haben, Kritik zu üben, müssen bestmöglich vor anschließenden Repressionen geschützt werden. Noch gilt das nicht.