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: „Lässig“ oder „fahrlässig“?

Der ein oder andere Kommentar zum Börsengeschehen der letzten Wochen ist wirklich amüsant – Inkompetenz kann ja manchmal lustig sein. Doch trübt sich das Vergnügen, wenn er in einer anspruchsvollen Talkshow von der Moderatorin selbst kommt. So geschehen am letzten Sonntag, als Anne Will mit Ihren Studiogästen über die Altersarmut in Deutschland diskutierte. Nach einigen durchaus interessanten Informationen zum Beispiel über das Schweizer Rentensystem meinte sie, die jüngsten Korrekturen an den Aktienmärkten als Beweis dafür anführen zu können, dass „die Kurse abstürzen“ und die Depots möglicherweise bald „nichts mehr wert“ seien. Auch „die Riesterverträge“ seien „davon betroffen“. Das Ganze gipfelte in ihrer Frage, wer sich denn „diese Lässigkeit leisten“ könne, nachdem der anwesende Finanzexperte auf die langfristige Überlegenheit von Aktienfondssparplänen und die Notwendigkeit guter Beratung hingewiesen hatte.

Es gehört zum Basiswissen über Riesterverträge, dass diese mindestens die eingezahlten Beiträge garantieren müssen. Auch sollte bekannt sein, dass die Börse gar nicht funktionieren würde, wenn die Aktienkurse nicht immer wieder mal nach unten korrigiert würden. Ständig steigende Kurse – man stelle sich die gigantische Blase vor. Insbesondere nach einem vierjährigen Aufwärtstrend ist dieses nicht nur völlig normal, sondern – insbesondere für alle regelmäßigen Aktienkäufer – auch zu begrüßen.

Ein langfristiger Vermögensaufbau, der neben konservativen Anlagen auch Aktienfonds einbezieht, hat nichts mit „Lässigkeit“ zu tun – allenfalls mit einem Abschied von der hierzulande in Sachen Geldanlage von den Medien gern verbreiteten Panikmache. Aber die Moderation konnte man an dieser Stelle durchaus „fahrlässig“ nennen!

Susanne Kazemieh