Bumm macht peng

Lange Zeit war die Fahrradbeleuchtung ein dunkles Kapitel – jetzt wird der Radfahrer zur Lichtgestalt. Die Versuche, Velos mit nie versagendem Licht und einer ebenso großflächigen wie gleichmäßigen Fahrbahnausleuchtung auszustatten, hat aber auch schon Kurioses hervorgebracht

Die Innovationssprünge der Produzenten kann der Gesetzgeber nur mit Mühe nachvollziehen – und keinesfalls von heute auf morgen

Lichtanlage ungenügend oder gar nicht funktionierend – mit diesem Ergebnis wurden bis vor Kurzem an die 70 Prozent aller Radfahrer nach Hause geschickt, wenn sie das Pech hatten, in eine polizeiliche Kontrolle zu geraten. Aber was sollte man auch machen, wenn sich das Rädchen des Seitendynamos im Dauerregen nicht mehr drehen wollte?

Seit einiger Zeit erscheint vieles in einem anderen Licht. Mittlerweile zählt beim Stadt- oder Trekkingrad in der Preisklasse ab 600 Euro der Nabendynamo zum Standard. Damit erhält man eine Lichtmaschine, die bei keinem Wetter streikt.

Auch die Ängste der sportlichen Biker, so ein Kraftwerk könnte aufs Gesamtgewicht drücken, dürften bald überholt sein. Auf den letzten Messen waren neue Leichtgewichte zu sehen, so der SON 20 R von Schmidt Maschinenbau. Er wiegt ganze 390 Gramm. In erster Linie für Renn- und Liegeräder konzipiert, kommt diese Novität laut Hersteller auch für normal große Laufräder in Betracht, sofern sie mit LED-Leuchten kombiniert wird. Und die erleben am Fahrrad zurzeit ihren Durchbruch.

Licht emittierende Dioden sitzen heutzutage im Scheinwerfer wie im Rücklicht und stehen im Ruf, äußerst langlebig und ungemein erhellend zu sein. Eines der neuesten Scheinwerferprodukte von Busch & Müller, angetrieben vom gesetzlich vorgeschriebenen 6-Volt-Dynamo, erreicht eine Lichtleistung von 40 Lux. Zum Vergleich: Andere B-&-M-Scheinwerfer, zwar aus der Kategorie „Halogen“, aber erst vor wenigen Jahren von Stiftung Warentest mit hervorragenden Noten bedacht, bringen es auf eine Leuchtstärke von maximal 17 Lux. Schmidt Maschinenbau, der Dynamo-Bauer, hat die Innovation von B & M aufgegriffen und will daraus einen LED-Scheinwerfer konstruiert haben, dessen Beleuchtungsstärke an die 80 Lux heranreicht. Der Wettstreit, die Fahrradfahrer mit nie versagendem Licht zu beglücken und ihnen eine ebenso großflächige wie gleichmäßige Fahrbahnausleuchtung zu verschaffen, hat indes auch schon Kurioses hervorgebracht. So kann Busch & Müller – Markenname bumm – gar mit einer 140-Lux-Lampe aufwarten. Autobahnreif. Vom Kfz ist auch die Technologie übernommen: Gasentladung. Ähnlich wie beim Xenonlicht wird im Glaskolben des Fahrradscheinwerfers ein Metall-Gas-Gemisch gezündet, ein Hightech-Vorgang mit kurzzeitiger Hochspannung. Die Energie liefert ein Lithium-Ionen-Akku, 280 Gramm schwer, der in einer kleinen Tasche am Rahmen zu befestigen ist. Nach fünfstündiger Leuchtdauer wäre der Akku allerdings schon leer und müsste wieder aufgeladen werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung des Leuchtmittels wird hingegen mit 1.000 Stunden angegeben.

Durchaus passend der Name des Produkts: „Big Bang“ heißt die Lightshow, der große Knall. Knallig auch der Preis, inklusive Zubehör kostet die Erleuchtung 649 Euro. Und dennoch darf der „Bang“ nur zusätzlich ans Velo geschraubt werden. Fürs normale Rad schreibt die StVZO schließlich immer noch eine Lichtmaschine vor – und das ist keine Batterie. Die Innovationssprünge mancher Produzenten kann der Gesetzgeber halt nur mit Mühe nachvollziehen – und das keinesfalls von heute auf morgen. ELLEN DELESE