Freiburger Frust im Freudenhaus

Mit neuem Torwart schlägt der FC St. Pauli den SC Freiburg hochverdient mit 5 : 0 (3 : 0). Während die Hamburger sich aus der Abstiegszone katapultieren, können die Breisgauer den erhofften Bundesliga-Aufstieg abhaken

Nur einer konnte sich lange nicht so richtig freuen: St. Paulis Stammtorwart Patrik Borger musste nach etlichen Patzern in den vergangenen Partien das Spiel von der Bank aus betrachten. Erstmals in dieser Saison stand Benedikt Pliquett zwischen den Hamburger Pfosten. Doch was Borger zu sehen bekam, bewegte den Keeper außer Diensten dann doch noch zu Freudensprüngen. Mit einem hochverdienten 5 : 0 (3 : 0) fegte sein Team vor 21.000 Zuschauern am Millerntor die favorisierten Freiburger vom Platz.

Mit dem überraschenden zweiten Sieg in diesem Jahr setzen sich die Kiez-Kicker von der Abstiegszone ab. Sie liegen nun auf Rang elf, komfortable acht Punkte vor den Plätzen, die eine Zukunft in der ungeliebten Regionalliga bedeuten. Freiburg hingegen kann seine Aufstiegsambitionen beerdigen.

Nach einem zehnminütigen Stotterstart dominierten die Hamburger. Gegen die in allen Belangen unterlegenen Gäste erspielten sie sich Chancen im Minutentakt. Nachdem Ludwig und Schnitzler mit ihren Anläufen gescheitert waren, blieb es dem überragenden Trojan nach 22 Minuten vorbehalten, den ersten Treffer zu landen. Freiburgs Torhüter Langer hatte zuvor einen harmlosen Schuss nicht festhalten können und Trojan keine Probleme, den Ball aus fünfzig Zentimetern Entfernung über die Linie zu stochern.

Auch nach der Führung drängelte St. Pauli weiter. Nach einem Freistoß von Ludwig erhöhte René Schnitzler per Kopf zum 2 : 0 (40.). Vier Minuten später tat es ihm der aufgerückte Innenverteidiger Marcel Eger nach einer Ecke von Trojan gleich. Benedikt Pliquett hingegen erlebte einen ruhigen Nachmittag. Banovic und Glockner sorgten mit zwei Fernschüssen dafür, dass der Goalie in seiner ersten Zweitliga-Halbzeit überhaupt in Erscheinung treten durfte.

Nach der Pause schalteten die Hamburger einen Gang zurück, suchten aber immer noch das Spiel nach vorn. Die Freiburger hingegen zeigten nicht einmal eine minimale Bereitschaft zur Gegenwehr. Zum Teil aus dem Stand spielten die Kiez-Kicker die Abwehr der Breisgauer ein ums andere Mal schwindelig.

Nach 52 Minuten marschierte Rothenbach auf der rechten Seite durch und bediente mustergültig Schnitzler, der keine Probleme hatte, aus drei Metern auf 4 : 0 zu erhöhen. Unmittelbar vor dem Schlusspfiff setzte der eingewechselte Kur den Schlusspunkt, nachdem erneut Rothenbach den unmittelbar vor dem gegnerischen Kasten postierten Stürmer zentimetergenau bedient hatte.

Bedient von der schlechten Leistung ihrer Mannschaft liefen die mitgereisten Freiburger Fans nach dem Ende der Partie über und feierten mit der Hamburger Mannschaft die Klatsche für ihren SC. Weil die Anhänger der beiden Kultclubs seit langem eine Fanfreundschaft verbindet, konnte selbst der Freiburger Trainer den Seitenwechsel verstehen. „Zumindest die Freiburger Fans haben sich heute hier gut präsentiert“, bemerkte Dutt völlig ironiefrei, bevor er dann ohne ein weiteres Wort in den Katakomben des Millerntors verschwand. MARCO CARINI