Nachschlag für Vattenfall

Atommeiler Brunsbüttel und Krümmel dürfen länger Strom produzieren – falls sie wieder ans Netz gehen dürfen. Reparaturen dauern seit fast zehn Monaten an, Vattenfall verliert 300 Millionen Euro

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Noch mindestens bis Februar 2010 darf das Atomkraftwerk Brunsbüttel Strom produzieren – sofern es überhaupt wieder ans Netz geht. Das ist die Konsequenz aus der seit Sommer vorigen Jahres andauernden Reparatur des Meilers. Ivo Banek, Sprecher des Betreibers Vattenfall, bestätigte der taz, dass Brunsbüttel „noch eine Laufzeit von etwa 22 Monaten vor sich hat“. Ursprünglich sollte der Reaktor Anfang nächsten Jahres für immer stillgelegt werden.

Nach dem Atomkonsens zwischen rot-grüner Bundesregierung und Energiewirtschaft aus dem Jahr 2000 darf der 31 Jahre alte Meiler an der Unterelbe noch rund elf Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom produzieren. Bei einer durchschnittlichen Jahresleistung von etwa sechs Milliarden kWh würde er dafür noch knapp zwei Jahre benötigen.

Anfang des Jahres hatte es geheißen, das Atomkraftwerk solle etwa zum April wieder ans Netz gehen können. Bislang aber hat Vattenfall noch keinen Antrag auf Wiederinbetriebnahme bei der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht gestellt.

Energisch dementierte Banek Vermutungen, Vattenfall verzögere diesen Zeitpunkt absichtlich, um den Anspruch auf Stromproduktion über die Bundestagswahl im Herbst 2009 hinaus zu verlängern. Mit einer eventuellen neuen und atomfreundlichen – vorzugsweise schwarz-gelben – Bundesregierung könnte dann der Atomausstieg in Frage gestellt werden.

„Diese Vorstellung ist irre“, stellte Banek klar. Kein Unternehmen würde auf einem solchen „ungedeckten Wechsel“ seine Zukunftsplanungen aufbauen. Zudem entgingen Vattenfall durch den Stillstand täglich etwa eine Million Euro Einnahmen. Das sind bei inzwischen fast zehn Monaten Stillstand knapp 300 Millionen Euro. Das AKW war am 28. Juni 2006 nach einem Kurzschluss abgeschaltet worden.

Am selben Tag wurde auch das Vattenfall-AKW Krümmel nach einem Brand, bei dem ein Trafo zerstört wurde, vom Netz genommen. Auch hier dauern die Reparaturarbeiten weiter an. In beiden Anlagen sind technische Probleme noch ungelöst. Die Sanierungsarbeiten aufgrund von Rissen an diversen Armaturen und Steuerleitungen sind nicht abgeschlossen. Auch der Austausch nicht fachgerechter Dübelverbindungen dauert in Brunsbüttel wie in Krümmel an, wie Banek bestätigte.

Für das Ende der Reparaturen und das Wiederanfahren der Reaktoren gebe es „keinen planbaren Termin“. Krümmel hat bei einer Reststrommenge von etwa 88 Milliarden kWh noch eine Betriebsdauer bis Ende 2016.

Unterdessen verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Donnerstag in letzter Instanz über die Genehmigung für das atomare Zwischenlager beim AKW Brunsbüttel. Ein Anwohner klagt gegen vermutete Sicherheitsmängel bei der Lagerung von Castoren mit abgebrannten Brennstäben. Vom Oberverwaltungsgericht Schleswig war die Klage im Januar 2007 abgewiesen worden.