laufzeit-verlängerung
: Unendliche Geschichte

Der Atomkompromiss klang für viele Atomkraftgegner zwar windelweich, aber er schien unterm Strich dennoch ein probates Mittel, eine Risikotechnologie in einem absehbaren Zeitrahmen und im Einklang mit der marktwirtschaftlichen Ordnung aus dem Verkehr zu ziehen. Heute muss man sagen: Wenn man das Kleingedruckte nicht gelesen hätte.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Das mit dem absehbaren Zeitrahmen ist nämlich so eine Sache: Was in der Öffentlichkeit gern als Restlaufzeiten gehandelt wurde, sind in Wahrheit Reststrommengen. Und die lassen sich in Abschalttermine nur dann übersetzen, wenn die Kraftwerke durchlaufen – was in der Realität selten der Fall ist.

Man muss Vattenfall gar nicht unterstellen, der Konzern würde das Wiederanfahren von Krümmel und Brunsbüttel mutwillig verzögern – die Reststrommengen-Regelung ist der Konstruktionsfehler im Atomkompromiss. Denn sie erlaubt gerade für die anfälligen Schrottreaktoren, den Abschalttermin immer wieder hinauszuschieben.

Vattenfalls Krokodilstränen über die Million, die an jedem Stillstandstag flöten geht, sind nicht überzeugend, solange der Konzern sie später wieder reinverdienen kann. Und es ist klar: Falls die SPD aus der Regierung fliegt, wird neu verhandelt. Womöglich bleiben dann nur die Reaktoren aus, die schon aus sind.

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