Bundespolizei setzt Rauchverbot durch

Nach der Rückreise vom Berlin-Spiel nehmen Greiftrupps der Polizei Werder Bremen-Fans in die Mangel. Die Bundespolizei sagt, sie habe nur einen Verdächtigen festgenommen – wegen einer Rauchbombe

Im Chaos endete die Berlin-Reise vieler Werder-Fans am letzten Samstag. Zwar gewannen die Bremer gegen Hertha BSC, doch der Heimweg geriet für einige Fans weniger erfreulich: Zu Hause wurden sie von einem Großaufgebot der Polizei empfangen – und offenbar verprügelt.

Rund 170 Werder-Fans, viele von ihnen aus der linken „Ultra“-Szene, nahmen den letzten Zug zurück an die Weser. In Magdeburg, wo sie umsteigen mussten, wurden ihre Waggons mit Steinen beworfen, es kam zu Schlägereien – wer die Angreifer waren, ist bislang nicht geklärt. Den Fortgang schildert der Leiter der Bundespolizeiinspektion Bremen, Jörg Einemann, so: „Die Fans wurden von rund 30 unserer Beamten im Zug begleitet. In einem Bahnhof wurde aus ihren Reihen ein bengalisches Feuer gezündet. Der Versuch, den Täter festzunehmen, scheiterte am Widerstand der übrigen Fans.“

Zwei Werder-Fans, die dabei waren, widersprechen: Gezündet hätten nicht sie, sondern Babelsberger Ultras, die auf dem Rückweg nach Potsdam waren. Die Rauchbombe sei „eindeutig blau“ gewesen, die Farbe von Babelsberg. „Wäre sie von uns gewesen, hätte sie natürlich eine grüne Farbe gehabt.“

Die Polizei hielt sich zunächst zurück. „Aber wie sie sich vorstellen können, lassen wir so etwas nicht zu“, sagt Einemann. Als der Zug um 1.39 Uhr Bremen erreichte, war „in Amtshilfe“ die Bremer „Beweissicherung- und Festnahmeeinheit“ (BFE) aufmarschiert, die Hundestaffel und weitere Bundespolizisten. „Wir haben den Tatverdächtigen aus der Menge geholt und diese dann aus dem Bahnhof gedrängt“, sagt Einemann. Bei dem polizeibekannten Festgenommenen wurde ein Feuerwerkskörper gefunden. „Dann war die Maßnahme beendet.“

Die Schilderung der Ultras klingt weniger keimfrei: „Der Bahnsteig war dicht, den Hunden hatten sie schon die Maulkörbe abgenommen.“ Niemand habe ihnen eine Begründung gegeben, auch mit den „Polizeikontaktfans“ sei nicht gesprochen worden. „Dann sind die in Trupps in uns reingerannt und haben wahllos Leute brutal zu Boden geschlagen.“ Mehrere Fans seien dabei „über das Treppengeländer gefallen“, es habe viele Leichtverletzte gegeben. „So 25 Minuten“ seien sie eingekesselt gewesen. BFE-ler hätten anschließend einzelne Fans verfolgt, verprügelt und mit schmerzhaften Griffen gezwungen, Fotos der Aktion von ihren Handys zu löschen. Ein Ultra: „Die wollten einfach Macht demonstrieren.“ CHRISTIAN JAKOB