heute in bremen
: „Das bewegt uns persönlich“

Die Tibet-Initiative zeigt Flagge – damit sich Bremen zu den Menschenrechten bekennt

taz: Frau Zecher-Kathmann, die Fackel kommt doch gar nicht nach Bremen …!

Florentine Zecher-Kathmann, Koordinatorin der Tibet-Mahnwache: Die Fackel muss nicht hier vorbeikommen, damit wir zeigen können, dass wir nicht einverstanden sind mit der chinesischen Politik.

Der Anlass sind aber die Vorbereitungen auf die olympischen Spiele?

Seit 1959 fordern die Tibeter das Recht auf Autonomie und freie Religionsausübung. Natürlich sind die olympischen Spiele ein Anlass, um das der Weltöffentlichkeit näher zu bringen.

Aber?

Die Aufmerksamkeit darf danach nicht abebben. Wir wollen, dass es endlich zum Dialog zwischen chinesischer Führung und dem Dalai Lama kommt.

Woher kommt Ihr eigenes Engagement?

Wir haben selbst jahrelang in Nepal gelebt. Schon da bin ich vielen tibetischen Flüchtlingen begegnet. Wir haben Freunde und Bekannte, die dort möglicherweise gerade gefoltert werden. Zum Beispiel einen Mönch im Kloster Sera: Das ist zur Zeit vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Die bekommen nicht einmal Nahrungslieferungen. Es gibt keine Nachrichten von dort, wir wissen nicht, was genau passiert. Das bewegt uns natürlich sehr persönlich.

Wie reagieren Sie dann auf die seltsamen Äußerungen der Hamburger und der niedersächsischen Linksfraktion?

Da bleibt mir die Spucke weg. Ich komme ja selbst ursprünglich aus der linken Szene. Ich bin ja damals auch auf die Straße gegangen und habe Mao Tse Tung hochleben lassen. Aber je mehr ich begriffen habe, was Totalitarismus bedeutet – nein, das sind wirklich Ewiggestrige.

Ein Argument war ja, in China leidet wenigstens keiner Hunger …

… was ja sinngemäß heißt: Menschenrechte gelten erst, wenn es genug zu essen gibt. Das ist doch schrecklich.

Wird es eine stille Mahnwache?

Nein. Helga Trüpel (MdEP) hat spontan zugesagt, zu sprechen. Wir werden Flugblätter verteilen, die buddhistische Gemeinde will ein Gebet sprechen. Wir haben auch Bürgermeister Jens Böhrnsen aufgefordert, sich ein Beispiel zu nehmen am Bürgermeister von Paris.

Hat der die Tibet-Flagge gehisst?

Nein, aber er hat ein Transparent aufgehängt. Wir hoffen, dass sich auch Bremen als Stadt zu den Menschenrechten bekennt.

FRAGEN: BES

Mahnwache: 17 Uhr, Marktplatz