Nico Frommer, Ex-Märchenfigur
: Eine Karriere als Scherbenhaufen

NICO FROMMER, 30, war mit dem VfB Stuttgart auch schon mal auf Platz 11 der Bundesliga – 1999. FOTO: DPA

In den mageren Jahren am Anfang dieses Jahrtausends, als der deutsche Fußball arm an guten Stürmern war und sich selbst Benny Lauth oder Fredi Bobic als Nationalspieler verkleiden durften, galt Nico Frommer als deutsch-blonde Sturmhoffnung. Er spielte ein paar Mal für die U 21 und später im Team 2006. In dieser einst zum Perspektivteam für die WM stilisierten A 2-Nationalmannschaft zusammen mit zurecht längst vergessenen B-Nationalspielern wie Sebastian Schindzielorz oder Timo Wenzel.

Auch Frommer ist heute im Verbannungskasten 2. Liga versumpft. Seit Jahren irrlichtert er durch den deutschen Profifußball, rastlos, erfolglos, glücklos.

Nur einmal in Reutlingen hatten sie ihn richtig lieb. Achtzehn Tore hat er ihnen geschenkt. In der Provinz war er Teeniestar, Dorf-Ikone. Er hätte dort bleiben können. Aber Frommer, der beim VfB Stuttgart schon Bundesligaluft atmen durfte, wollte wieder mit den Großen spielen. Er ging nach Frankfurt. Doch auch sein zweiter Versuch als Bundesligastürmer misslang. Frommer ist bis heute keiner geworden.

An guten Tagen ist er allenfalls ein überdurchschnittlicher Zweitliga-Stürmer, mehr aber auch nicht, und diese guten Tage sind selten. So bleibt Reutlingen der Höhepunkt in Frommers Karriere, die heute nur noch ein Scherbenhaufen ist. Weder in Gladbach noch in Oberhausen blieb Frommer den Fans in Erinnerung, versagte im Zentrum der Hochfinanz ebenso wie in der bayerischen Provinz.

Auf seiner konfusen Reise ist er nun in Osnabrück gestrandet. Untere zweite Liga. Fünfzehnmal nur eingewechselt. Teilzeitkraft. Frommer wird sich das anders vorgestellt haben, damals als er noch als potenzielle Sommermärchenfigur galt.

Immerhin scheint er in Osnabrück nun endlich wieder das Tor zu riechen. Die Verletzung von Rouwen Hennings und Reichenbergers Abschlusskrise haben ihn in die Stammelf gespült. Gegen Kaiserslautern und jetzt gegen Koblenz sicherten seine Tore den Sieg. Frommer, gerade 30 Jahre alt geworden, hat in Osnabrück noch einmal die Chance erhalten, seine Laufbahn zu flicken. Viel Zeit dafür hat er nicht mehr.LUCAS VOGELSANG