Belohnung am Wegesrand

Die Fußballer von Hannover 96 holen mit einem 2 : 1 gegen Eintracht Frankfurt ihren zweiten Rückrundensieg. Nun ist das Team im Mittelfeld der Liga einbetoniert – und kann sich weiter seiner längerfristigen Entwicklung widmen

Die 38 steht. 38 Punkte nach 28 Spieltagen, das macht in der Tabelle Platz zehn für Hannover 96. Das ist nicht wirklich eine Nachricht, bemerkenswert ist nur, wie sehr die Verantwortlichen bei 96 die Mittelmäßigkeit verinnerlicht haben. „Wir können sehr froh sein, dass wir 38 Punkte haben“, sagt 96-Trainer Dieter Hecking mit Blick auf frühere Abstiegskämpfe. Und schiebt sofort hinterher, dass 38 Punkte zu wenig sind, „wenn man die letzten Spielverläufe anschaut“. Hannover ist ein Team im langfristigen Aufbau. Und alle haben Geduld – Trainer, Fans, Presse.

Tatsächlich hat Hannover zuletzt öfter mal gut gespielt und nicht gewonnen. Am Samstag gegen Eintracht Frankfurt spielte 96 dann zwar die meiste Zeit nicht gut, aber das Team kämpfte und erreichte in der 89. Minute noch das 2 : 1. Nachdem es zuletzt immer hieß, man sei immerhin auf „einem guten Weg“, war am Samstag die Einschätzung von Spielern und Trainer, dass man sich nun endlich mal mit einem Sieg belohnt habe. „Fußball ist ein Ergebnissport“, sagte Hecking, nur dass das Ergebnis in diesem Fall kaum mehr eine Rolle spielen dürfte: Für den UI-Cup werden 38 Punkte sechs Spiele vor Ende der Saison aller Voraussicht nach zu wenig sein.

Bleibt also nur der Blick auf die ferne Zukunft, auf das, was da wachsen soll. Der Samstag bestätigt dafür drei Erkenntnisse. Erstens: Ein gewisser Gegenwind tut der Moral von 96 gut – der Platzverweis von Pinto in der 61. Minute entfesselte jene Kampfbereitschaft, die das Spiel zum Kippen brachte. Zweitens: Trainer Hecking trifft immer noch die richtigen Entscheidungen beim Einwechseln – nach der Pause kam Stürmer Vahid Hashemian für Abwehrspieler Frank Fahrenhorst und brachte nicht nur extrem frischen Wind, sondern ermöglichte mit einem Traumpass durch die Frankfurter Abwehrreihe den Siegtreffer von Christian Schulz. Drittens: Es geht auch mal mit zwei Stürmern. Hecking, grundsätzlich auf Stabilität bedacht, mag das eigentlich nicht.

Eklatante Schwächen dagegen zeigte 96 in der ersten Halbzeit, und zwar nicht nur in puncto Einsatz, sondern auch hinsichtlich der Spielkultur. Hannover fiel nach vorn gar nichts ein, während Frankfurt den Druck zunehmend erhöhte: Der Frankfurter Führungstreffer durch Marco Russ (28.) kam mit Ansage und die folgenden zwei, drei Frankfurter Großchancen hätten das Spiel gegen Hannover entscheiden können – wäre da nicht ein hervorragender Torhüter Enke gewesen. Der 1 : 1-Ausgleich kam dann völlig überraschend durch einen Sonntagsschuss aus der zweiten Reihe von Pinto (35.). Der sich dann allerdings durch einen Tritt in den Unterleib von Faton Toski einen Platzverweis einhandelte – und nun auch intern mit Konsequenzen rechnen muss. KLAUS IRLER