berliner szenen Ey, wer bin ich?

Kunst von Kiez-Kids

Heute machen Rütli-Schüler Abitur und die Realschüler der Kreuzberger Kurt-Löwenstein-Schule Kunst. Die ehemalige Pförtnerloge im Kunstraum Kreuzberg wurde zum „Patenschaftsraum“ umgebaut und zeigt seit Freitag die Arbeiten von vierzig Neuköllner Kids. Dicht gedrängt finden sich aus Ton geformte Tiere, bunte Bilder mit Selbstporträts und Videos. Kenny, Nurja und Steffi drängeln sich vor einem Fernseher. Auf dem Bildschirm farbecht in Nahaufnahme: Kenny. „Wer bin ich?“ heißt das Thema der selbst produzierten Interviews. Es gilt, von seiner Familie zu erzählen und davon, was nach dem Sommer passieren soll, wenn die Schule vorbei ist. Als Kenny sich auf dem Bildschirm sieht, schämt er sich. „Ich will die ganzen Videos, und zwar ungeschnitten. Ich seh voll scheiße aus!“ Er stürmt empört aus dem Ausstellungsraum. Sein Schicksal liegt in den Händen der Kamera. Steffi und Nurja hören derweil, was ihr Klassenkamerad zu Ausbildung und so erzählt. Ein anderer Junge hat sich hinter die Mädchen gestellt und filmt Kenny mit der Digicam noch mal in Echtzeit ab. Das Bild ist scharf, aber der Ton zu schlecht, um zu verstehen, was Kenny vorschwebt. Einzelhandelskaufmann, Security oder doch lieber erst mal nur abhängen? Egal, entscheidend ist für pubertierende Jungs immer das Urteil der Mitschülerinnen. Und das lautet diesmal recht milde: „Ist doch gar nicht so peinlich. Kommst voll gut rüber.“ Kenny – jetzt gefeierter Künstler – darf wieder reinkommen. Gemeinsam lachen sich die drei über die nächsten Interviews aus dem Klassenzimmer kaputt und gehen dann ganz lässig zur Theke mit Orangensaft und Mineralwasser, wo die Bezirkstadträtin Frau Klebba schon darauf wartet, die Schüler zu begrüßen. JESSICA ZELLER