KUNSTRUNDGANG
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Darüber hätte ich auch gerne geschrieben: Über AnArchitektur – Produktion und Gebrauch gebauter Architektur bei Art transponder in der Brunnenstraße und Christian Jankowski „And your bird can sing“ bei Klosterfelde in der Linienstraße oder Bigert & Bergström „If You Don’t Like the Weather, Change It“ in der neuen Dependance von Barbara Thumm in der Markgrafenstraße, nicht zu reden von Maria Eichhorn bei Barbara Weiss in der Zimmerstraße. Unbedingt sehenswerte, interessante Ausstellungen. Aber der Zeitung fehlt’s an Platz und mir an Zeit. Ich schaff’s ja nicht mal quer über die Straße zu Klara Wallner, um zu schauen, was Hannah Dougherty inzwischen macht.

Okay, ich hab’s über die Straße geschafft. Aber dort bin ich gleich mal bei Lisa Becker hängen geblieben, die bei Isabella Czarnowska mit „My life as a dog“ eine tolle Ausstellungsinstallation präsentiert. Sie überzeugt zunächst durch den Einfallsreichtum der eingesetzten Mittel, die von der Serie kleiner, zarter Zeichnungen, über das Textbild, das massenhaft vervielfältigt zur Wandtapete wird, bis zu großformatigen plakativen Fotocollagen reichen. Natürlich verleitet der Titel der Schau dazu, in den Arbeiten nach dem Hund zu suchen.Tatsächlich taucht auch im schwarzweißen Kachelmuster der Wandtapete, das sich hier und da dramatisch verdunkelt, das Foto eines Bullterriers auf. Aber hier liegt der Hund nicht wirklich begraben. Es ist das Motiv des Mundes, der entgegen der klassischen Kunstauffassung schreien darf, in dem das Hundeleben zu Bewusstsein kommt, das der Mensch führt. Vereinzelt ist dieser Mund geknebelt, und es lässt sich nicht sagen, ob nur in fetischistischer Absicht oder doch schon als Folter. So wie ihr am Scanner zerlegter nackter Körper die Vermarktung der Schönheit der so fetischierten menschlichen Gestalt thematisiert, freilich als Tortur.

Lisa Becker: My Life as a Dog. Di.–Sa. von 11 bis 18 Uhr, Galerie Isabella Czarnowska, Kochstr. 60