Betr.: kinotaz nord

A

Abgedreht USA 2008, R: Michel Gondry, D: Jack Black, Mos Def

„‚Abgedreht‘ spielt in einer sympathischen Parallelwelt, in der die Leute noch VHS-Kassetten ausleihen und es Videotheken gibt, in denen sich keine DVD findet. In so einem Laden arbeitet Filmfan Mike (Mos Def) und freut sich des pubertären Lebens, bis sein Kumpel Jerry (Jack Black) vorbeischaut. Der ist – nach einem Anschlag auf ein Elektrizitätswerk – vorübergehend magnetisiert und löscht in diesem Zustand versehentlich alle Filme. So drehen die beiden ihre eigenen 20-minütigen, improvisierten Fassungen von Klassikern wie ‚Ghostbusters‘ oder ‚Rocky‘ nach und verhelfen dem Laden zu ungeahnter Popularität. Diese Filmchen im Film sind dann auch das Beste am neuen Werk des französischen Regisseurs und Oscar-Preisträgers Michel Gondry (‚Vergiss mein nicht!‘), das sich ansonsten in seiner skurril-niedlichen Ideenflut verliert.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

8 Blickwinkel USA 2007, R: Pete Travis, D: Dennis Quaid, Matthew Fox

„Ein Attentat auf die Teilnehmer eines internationalen Anti-Terror-Gipfels im spanischen Salamanca wird in mehreren Episoden aus verschiedenen Sichtweisen und unterschiedlichen Wahrnehmungen aufbereitet, wobei jede Einzelsichtweise mit einem ‚Cliffhanger‘ endet, um den Zuschauer neugierig zu machen und ihm stückweise neue Zusammenhänge zu enthüllen. Über weite Strecken gibt sich der Film ambitioniert und will in der Verknüpfung von Multiperspektivik und Selbstreflexion die Rolle von Nachrichten, Bildern und Medien hinterfragen, jedoch opfert er eine differenziertere Betrachtung zunehmend purer Action.“ (filmdienst) H, HB, HH

Actrices – oder der Traum von der Nacht davor Frankreich 2007, R: Valeria Bruni Tedeschi, D: Valeria Bruni Tedeschi, Noémie Lvovsky

„Während eine 40-jährige Schauspielerin eine recht körperbetonte Rolle in einem Theaterstück von Turgenjew einstudiert, zweifelt sie an sich und an ihrem Leben, während sie versucht, sich ernsthaft mit ihrem Alter auseinander zu setzen. Der aufgesetzte Schauspielerfilm reiht Eitelkeiten und Midlife-Crises-Plattitüden aneinander, ohne zu einer überzeugenden Aussage zu finden. Nicht mehr als seichte Unterhaltung mit Pseudotiefgang.“ (filmdienst) H, HB, HH

Asterix bei den Olympischen Spielen Frankreich/Deutschland 2007, R: Frédéric Forestier, Thomas Langmann, D: Clovis Cornillac, Gérard Depardieu

„Asterix und Obelix dürfen nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen – der Zaubertrank, der den beiden Galliern übermenschliche Kräfte verleiht, steht ganz oben auf der Doping-Liste. Das freut den hinterlistigen Brutus, der um das Herz der griechischen Prinzessin Irina kämpft.Die Realverfilmung hat zwar Tempo und ist mit viel Aufwand produziert, lässt Charme und Esprit der Vorlage aber schmerzlich vermissen. Stattdessen atmet der Film den Geist der jüngeren ‚Asterix‘-Comics, die nach dem Tod von Autor René Goscinny von Albert Uderzo im Alleingang gezeichnet und getextet werden: Und die setzen – wie der Film – weniger auf Subtilität und Cleverness als auf Action, Slapstick und viel Getöse.“ (Cinema) H, HB, HH, OL

B

Böse Saat (The Bad Seed) USA 1955, R: Mervyn LeRoy, D: Nancy Kelly, Patty McCormack / Originalfsssung ohne Untertitel

„Ein erblich belastetes kleines Mädchen ermordet mehrere Menschen. Die verzweifelte Mutter versucht, sich und das Kind zu töten, aber ein Blitzschlag sorgt für Gerechtigkeit. Verfilmung eines makabren Bühnendramas von Maxwell Anderson; als Kriminalfilm mit psychologischen Aspekten - wenn auch mit antiquierten Vererbungs-Thesen – plausibel inszeniert und gut gespielt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Brut (The Brood) Kanada 1979, R: David Cronenberg, D: Oliver Reed, Samantha Eggar / Originalfassung ohne Untertitel

„Die umstrittene Psychoplasmatik-Therapie von Dr. Hal Raglan soll die Ehe von Nola und Frank Carveth retten. Um ihre psychologischen Blockaden zu durchbrechen, müssen die Aggressionen des Ehepaares materialisiert werden. In ihren unkontrollierten Hassausbrüchen bringt Nola nun geschlechtslose Wesen zur Welt, die gesteuert durch ihre Aggressionen ihre vermeintlichen Peiniger ermorden. Dieser brillante frühe Schocker von David Cronenberg ist gleichzeitig sicher sein persönlichster Film, verarbeitet er hier doch kaum verhüllt seinen eigenen Scheidungskrieg mit seiner Ex-Frau Carolyn Zeifman inklusive Sorgerechtsstreit um Töchterchen Cassandra.“ (echolog) HH

C

Caramel Frankreich 2007, R: Nadine Labaki, D: Nadine Labaki, Ismaïl Antar

„Der Film schildert den Alltag von fünf Frauen in einem Beiruter Friseursalon – mit amourösen, familiären, kosmetischen und beruflichen Problemen, wie sie auch in Barcelona oder Biarritz an der Tagesordnung sind. Auf den zweiten Blick liefert Filmemacherin Nadine Labaki eine für westliche Beobachter sehr aufschlussreiche Komödie über die Zustände im Libanon, wo die Frauen einen anstrengenden Slalom zwischen Moderne und Religiosität absolvieren müssen. Eine lesbische Schwärmerei, eine heimliche Affäre oder eine vor der Ehe verlorene Unschuld erhalten hier ein ganz anderes Gewicht. Das ist warmherzig, amüsant und melancholisch, dazu famos gespielt.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

„“Chiko“ , ein türkischer Kleinganove , und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses „Hexenkessel“ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI

D

Daddy ohne Plan USA 2007, R: Andy Fickman, D: Dwayne „The Rock“ Johnson, Madison Pettis

„Ein niedlicher Knirps wirbelt das Leben des Footballstars Joe durcheinander. Wie Vater und Tochter gegen alle Widerstände zueinanderfinden und wie Joe rechtzeitig zum tränenreichen Happy End erkennt, was im Leben wirklich zählt, folgt einer gängigen Formel für kindgerechte Familienunterhaltung, die schon in zahllosen Disney-Produktionen erprobt wurde. Den Unterschied machen die beiden wunderbar harmonierenden Protagonisten. Wenn sich der Actionfilm-Held Johnson („Doom“), der sein Comedy-Potenzial bereits in „Be Cool“ unter Beweis gestellt hat, mit der temperamentvollen Kinodebütantin Madison Pettis kabbelt oder beim Kinderballett sein Bestes gibt, stimmt die Chemie. So charismatisch wurden uns olle Kamellen schon lang nicht mehr.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Dan – Mitten im Leben! USA 2007, R: Peter Hedges, D: Steve Carell, Juliette Binoche

„Während des jährlichen Familientreffens verliebt sich Dan , Witwer und Vater von drei anstrengenden Töchtern, in Marie . Dass die sich wenig später als neue Freundin seines Bruders entpuppt, ist Ausgangspunkt für eine der lustigsten romantischen Komödien seit ‚Was das Herz begehrt‘. Regisseur Peter Hedges schrieb bereits die Vorlagen zu so wunderbaren Filmen wie ‚About a Boy‘ oder ‚Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa‘ – und auch diesmal hat er am Drehbuch mitgewirkt. Köstliche Dialoge, die bei allem Tempo immer den tief empfundenen ‚Genauso ist es!‘-Moment enthalten, slapstickartige Situationskomik und eine verliebte Grundstimmung, so kuschelig wie ein Abend zu zweit vor dem Kamin: Zum Mehrfachgucken schön.“ (Cinema) H, HB, HH, OL

Das Dorf der Verdammten (The Village of the Damned) Großbritannien 1959/60, R: Wolf Rilla, D: George Sanders, Barbara Shelley / Originalfassung ohne Untertitel „Ein englisches Dorf fällt schlagartig in einen vierundzwanzigstündigen Schlaf, und Monate später stellt sich heraus, daß alle Frauen schwanger sind. Die Kinder, die sie zur Welt bringen, wachsen in rasender Geschwindigkeit, sind hyperintelligent und so emotionsarm, daß ihre Mütter sie bald zu hassen beginnen. Als sich die Kinder alle im Nu zu blonden Pilzköpfen mit stechenden Augen entwickeln, schlägt alle Zärtlichkeit schnell in blanken Haß um. Zumal die kleinen Biester den Leuten ihren Willen aufzwingen können. Dabei beginnen jedesmal ihre Pupillen zu glühen, auch dies ein schlichter, aber enorm wirkungsvoller Trick.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

Drachenläufer USA 2007, R: Marc Forster, D: Khalid Abdalla, Homayon Ershadi

„‚Drachenläufer‘ wurde wegen einer angedeuteten Vergewaltigungsszene schon vor Monaten kontrovers diskutiert, allerdings hatte ihn damals noch kaum jemand gesehen. Jetzt kann der Film endlich für sich selbst sprechen. Nach dem Bestseller von Khaled Hosseini über einen in den USA lebenden afghanischen Schriftsteller, der zur Begleichung einer alten Schuld im Jahr 2000 in die von den Taliban beherrschte Heimat reist, erzählt Regisseur Marc Forster (‚Monster’s Ball‘) in präzisen Bildern eine ebenso traurige wie ermutigende Geschichte von Freundschaft und Verrat, wobei ihm der schwierige Spagat zwischen Kunst- und Kommerzkino mühelos gelingt.“ (Der Spiegel) BHV, HB, HH, KL

DWK 5 – Die wilden Kerle: Hinter dem Horizont Deutschland 2008, R: Joachim Masannek, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Sarah Kim Gries

„Das Debüt der ‚wilden Kerle‘ war ein nicht sonderlich origineller, aber durchaus liebenswerter Kinder- und Jugendfilm um eine wüste Truppe ungestümer Bolzplatz-Kicker. Auch in diesem Film wird noch einmal gekickt. Doch was hochtrabend ‚Soccer-3-D‘ heißt, ist nur ein absurdes Spektakel, bei dem die Akteure an Trapezen durch eine Halle segeln und das Spielgerät in Tore zu bugsieren versuchen, die drei Meter über dem Boden angebracht sind. Das ist einigermaßen spektakulär inszeniert, aber ungefähr so spannend wie Senioren-Schach im Kurpark von Bad Sassendorf. Ansonsten ist ‚DWK 5‘ ein verquastes Fantasy-Machwerk mit Grusel- und Dracula-Anleihen. Inmitten dieser Mixtur aus allerlei Genres (inklusive zarter Love-Story) stehen die Helden in abenteuerlichen Leder-Monturen meist in martialischen Posen in einer auf verrostet getrimmten Kulisse herum und sagen bedeutungsschwangere Sätze auf.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Ein Schatz zum Verlieben USA 2007, R: Andy Tennant, D: Matthew McConaughey, Kate Hudson

„Den Beziehungskampf der romantischen Komödie „Wie werde ich ihn los in 10 Tagen?“ und die abenteuerliche Schatzsuche von „Into the Blue“ vermischt der neue Film von Andy Tennant (“Hitch - Der Date Doktor“) zu locker-leichtem Entertainment, das ganz auf Komik, verführerisches Karibikfeeling und die beiden Stars Matthew McConaughey und Kate Hudson setzt, die sich nach „Wie werde ich ihn los...?“ erneut lieben und bekriegen.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, HL

21 USA 2008, R: Robert Luketic, D: Jim Sturgess, Kevin Spacey

„‚21‘ ist die entscheidende Zahl beim Black Jack und das Alter des von Jim Sturgess gespielten Helden Ben. Der schließt sich einer Gruppe von Zockern um die attraktive Jill (Kate Bosworth) an, um genug Geld für sein Studium zu verdienen. Kevin Spacey gibt mit dem Charme des Verführers wunderbar süffisant Bens Lehrmeister an der Uni und am Kartentisch und vertritt hier wie da die These, es komme einzig auf Kombination und ein gutes Zahlengedächtnis an. Natürlich hat das vermeintlich sichere System Lücken, die der von Robert Luketic inszenierte Film leider sehr vorhersehbar aufdeckt. Spielen nach Zahlen, das mag aufgehen. Filmen nach Zahlen führt zur Langeweile.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

F

Fleisch ist mein Gemüse Deutschland 2008, R: Christian Görlitz, D: Heinz Strunk, Maxim Mehmet

„Der Hamburger Entertainer Heinz Strunk führt höchstpersönlich durch die Verfilmung seines gleichnamigen Bestsellerromans, einen autobiografischen Rückblick auf die 80er Jahre, in denen der Autor mit der Tanzkapelle Tiffanys und dem eloquenten Bandleader Gurki über die norddeutschen Dörfer getingelt ist. Zwar ist das Jammertal einer verklemmten Jugend wesentlich weicher gezeichnet als im Buch. Doch dafür gewinnt Strunks schlagerselige Geschichte durch exzellente Darstellungen der Frauenfiguren eine menschliche Dimension.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, Der fliegende Händler Frankreich 2007, R: Eric Guirado, D: Nicolas Cazalé, Clotilde Hesme

„Erzählt wird von einem mürrischen Stadtmenschen, der nach Jahren in sein so idyllisches wie abgelegenes Heimatdorf zurückkehrt. Er soll der Mutter im Lebensmittelladen aushelfen, nachdem der Vater schwer krank geworden ist. Mit dabei: Seine schöne Nachbarin, die in Ruhe aufs Examen büffeln will. Missmutig nimmt der Heimkehrer die Lieferfahrten in die fast nur noch von Greisen bewohnten Bergdörfer wieder auf. Doch statt wie befürchtet in der Provinz zu versauern, lernt er den ruppigen, aber herzlichen Menschenschlag schätzen - und entwickelt sich zum guten Hirten der Hinterwäldler. Gefällig mischt Regisseur Guirado Zartbitteres mit Süßem, Liebesfreud, Herzschmerz und Familienknatsch, ohne je den Verdacht zu erregen, das Ganze könne unhappy enden. Beiläufig reicht der Blick auch in die Problemzonen des ländlichen Raums: das soziale Veröden der Dörfer, der ökonomische Druck auf die kleinen Lädchen - und wie darunter die privaten Beziehungen leiden.“ (Schwäbisches Tagblatt) HB

G

Die Geheimnisse der Spiderwicks USA 2007, R: Mark S. Waters, D: Freddie Highmore, Mary-Louise Parker

„Tempo- und effektreiche Verfilmung einer Jugendbuchreihe über drei Geschwister, die eine Welt magischer Kreaturen wiederbeleben. Gute Effekte, dynamische Actionsequenzen und ein meist kitschfreier Ton sind die Stärken dieses Big-Budget-Abenteuers, das vor der Kamera Kinderstar Freddie Highmore in einer Doppelrolle und dahinter Spitzenkräfte der Branche präsentiert. Wirklich Neues erwartet den Harry-Potter-erfahrenen Fantasyfan zwar nicht, aber der Mix aus Witz und durchaus düsteren Spannungsmomenten garantiert trotzdem attraktives Family-Entertainment.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Gilles Belgien 2005, R: Jan Verheyen, D: Ilya van Malderghem, Filip Peeters

„Der 12-jährige Gilles träumt davon, in der belgischen Jugendelf zu spielen. Doch als sein Vater stirbt, seine Mutter einen neuen Freund hat und eine Verletzung im rechten Fuß ihm zu schaffen macht, drohen die Probleme, den Jungen zu überwältigen. Ein sensibles und humorvolles Jugenddrama mit packend fotografierten Fußballszenen.“ (Cinema) HB, HH

H

Hardcover Deutschland 2008, R: Christian Zübert, D: Lucas Gregorowicz, Wotan Wilke Möhring

„Ein Autor von Groschenkrimis träumt vom literarischen Erfolg. Seine neue Bekanntschaft mit einem Kleinganoven verschafft ihm zwar keinen Einblick in die kriminelle Szene, beschert ihm aber einen Freund fürs Leben. Darstellerisch überzeugende Buddy-Komödie, die schwungvoll beginnt, allzu bald aber deutlich an Tempo und Charme einbüßt.“ (filmdienst) H, HB, HH

Heimatklänge Schweiz/Deutschland 2007, R: Stefan Schwietert

“Das Jodeln ist längst nicht mehr für die Volksmusik reserviert. Dafür sorgen Vokalartisten wie Aldi Nolder, Christian Zehnder und Erika Stucky. Für sie dient die Stimme nicht nur dem Ausdruck von tiefen Emotionen, sie führt auch zu musikalischen Wurzeln und der eigenen Identität. Stefan Schwieterts sehenswertes Filmessay zeigt die verschiedenen Facetten und Herangehensweisen der drei Künstler.“ (tip) HB

Heya Fawda - Chaos Ägypten/Frankreich 2007, R: Youssef Chahine, Khaled Youssef, D: Khaled Saleh, Mena Shalaby / Originalfassung mit Untertiteln

„Der ägyptische Altmeister Youssef Chahine führt in ein Stadtviertel von Kairo, das einst für das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Konfession bekannt war, inzwischen aber von sozialen und politischen Spannungen geprägt ist. Vor diesem Hintergrund entwickelt sein Film die für ganz Ägypten verallgemeinerbare Fabel eines jungen Staatsanwalts, der gegen einen korrupten und machtgierigen Polizeioffizier antritt und ihn zu Fall bringt. Durchsetzt mit Elementen einer hoch emotionalen Liebesgeschichte und der Komödie erweist sich der Film wie ein didaktisches Pamphlet, das auf eine Rückkehr zu bürgerlichen Regeln und Tugenden, zu Ordnung und Ehrlichkeit pocht.“ (filmdienst) HH

Horton hört ein Hu! USA 2008, R: Steve Martino, Jimmy Hayward

„Elefant Horton, der im Dschungel lebt, gilt als gutmütig und zuverlässig. Eines Tages hört er Stimmen aus einem Staubkorn – die Gemeinschaft der winzigen Hus bittet ihn um die Errettung ihrer bedrohten Hu-Heimat. Als Horton die Winzlinge zu seinen Schutzbefohlenen erklärt, wird er von den restlichen Dschungelbewohnern für übergeschnappt erklärt und bald sogar als Bedrohung empfunden. Die Animationskünstler von ‚Ice Age‘ haben für ihren neuesten Zauberstreich wieder in die digitale Trickkiste gegriffen und die Adaption der erfolgreichen Kinderbuchvorlage von Dr. Seuss (‚Der Grinch‘) zu einer quirlig farbenfrohen Toleranzbotschaft gepixelt.“ ( (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

In jenen Tagen Deutschland 1947, R: Helmut Käutner, D: Gert E. Schäfer, Erich Schellow

„Der Episodenfilm „In jenen Tagen“ war durchaus ein Wagnis, da er das deutsche Publikum mit seinen Verbrechen konfrontierte. In der Rahmenhandlung sieht man zwei Männer, die ein Auto, Baujahr 1933, ausschlachten, und das Auto erzählt dann - mit Käutners Stimme - von seinem Schicksal im Dritten Reich. Der Filmwissenschaftler Karsten Witte hat den mit Mitläufern wie Verfolgten des Dritten Reichs besetzten Film als „kollektive Versöhnungsleistung“ gewürdigt - und doch wird die äußerst ambivalente Verdrängungsleistung mindestens ebenso deutlich. Alles Politische ist ins Private, in vielen Episoden ins Melodramatische gewendet; es geht um das allgemein Menschliche, um Opfer und gute Deutsche, und weder der Name „Hitler“ noch das Wort „Jude“ wird ausgesprochen.“ (taz) HH

Into the Wild USA 2007, R: Sean Penn, D: Emile Hirsch, Marcia Gay Harden

„Christopher McCandless stürzte sich in Stromschnellen, trampte ohne Geld quer durch die USA und suchte in der einsamen Wildnis Alaskas nach der Erfahrung der Freiheit. Nach einer wahren Begebenheit erzählt Sean Penn die Geschichte von einem, der auszog, sich selbst zu prüfen, und dabei ein tragisches Ende fand. Der sehenswerte Film preist die Schönheit der Natur und des Aufbruchs und kann sich der schwärmerischen Naturromantik seines Protagonisten leider nicht immer entziehen.“ (tip) HB, HH

J

Jumper USA 2008, R: Doug Liman, D: Hayden Christensen, Samuel L. Jackson

„Surfen im Pazifik, Sonnenbaden auf der Sphinx: David kennt keine Limits. Seit er entdeckt hat, dass er sich an jeden beliebigen Ort der Erde beamen kann, stellen weder Banktresore noch Entfernungen ein Hindernis für ihn dar. Kein Geringerer als Action-Virtuose Doug Liman (“Die Bourne-Identität“) versuchte sich mit allerlei Computertricks an der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Steven Gould. Vergeblich: Die originelle Idee von einem jungen Mann, der sich über alle moralischen Grenzen hinwegsetzt, verschenkt er zugunsten eintöniger Spezialeffekte und oberflächlich entwickelter Zusatzplots wie Daveys Konflikt mit seinem Vater.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Das jüngste Gewitter Schweden/Deutschland/Dänemark/Norwegen/Frankreich 2007, R: Roy Andersson, D: Jessica Lundberg, Elisabeth Helander

„In rund 50 Szenen zwischen absurder Komik und grotesker Tragödie geht der schwedische Filmkünstler Roy Andersson der Frage nach: Wie verbringen wir unsere Zeit auf der Erde? Die Antworten sind vielfältig: Biertrinken, mit dem Hund Gassigehen, Heiraten oder Rauchen auf dem Balkon. Liebe, Sex, Tod, Sehnsucht, Verzweiflung und der Traum, einmal eine Tischdekke unter einem gedeckten Tisch wegzuziehen – Andersson gelingt eine einzigartige Komposition: visuell anspruchsvoll, akustisch untermalt von putzigem skandinavischen Posaunenjazz. Exzentrisch, burlesk, gut.“ (Cinema) HH

Juno USA 2007, R: Jason Reitman, D: Ellen Page, Michael Cera

Ein Film über Teenager ohne pubertären Weltschmerz, Mobbing an der Schule, hilflose oder bornierte Eltern, Gewalt und Drogenexzesse. Alleine dadurch ist ‚Juno‘ schon einer der originellsten amerikanischen Filme der letzten Zeit. Dabei ist der Film komisch, berührend, klug, charmant – und all dies mit einer ganz eigenen Gelassenheit. Denn auch wenn eine 16jährige ungewollt ein Kind erwartet, führt dies nicht unbedingt in eine Tragödie. Wenn sie so souverän, intelligent, schlagfertig und sympathisch wie die Titelheldin ist, können die neun Monate ihrer Schwangerschaft durchaus zu einer Komödie werden. (hip) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

K

Keinohrhasen Deutschland 2007, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner

„Mit einer Mischung aus Selbstironie und Selbstgefälligkeit spielt Schweiger einen aasigen Weiberhelden, den Berliner Boulevardreporter Ludo, der gemeinsam mit dem Fotografen Moritz die Hauptstadtprominenz belästigt. Ludo platzt unangemeldet in die Verlobungsfeier von Boxer Wladimir Klitschko (recht überzeugend dargestellt von Klitschko persönlich) mit der Schauspielerin Yvonne Catterfeld und demoliert aus Versehen die festlich gedeckte Tafel. Derart muffige Rollenmuster haben die meisten modernen Hollywood-Filme seit Jahren überwunden. Kürzer, knapper müsse das Ganze rüberkommen, erkennt sie bald – ein Ratschlag, den der Filmemacher Schweiger leider missachtet hat. Stattdessen dehnt er selbst die gelungenen Gags derart schamlos, bis auch der letzte Lacher auf der Strecke bleibt.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Khadak Belgien/Deutschland/Niederlande 2006, R: Peter Brosens, Jessica Hope Woodworth, D: Batzul Khayankhyarvaa, Banzar Damchaa

„Ein epileptischer Nomadenjunge in der Mongolei entwickelt übersinnliche Fähigkeiten und leidet nach der Zwangsumsiedlung in ein Kohlebergbaugebiet zunehmend an Realitätsverlust. Ein visionärer Film mit grandiosen Landschaftaufnahmen und verrätselter Bildsymbolik, der schamanistische Glaubensvorstellungen visualisiert. Gleichzeitig wird die staatlich sanktionierte Kultur- und Umweltzerstörung kritisiert. Transzendentes Kino von fremdartigem Reiz, schwer ergründbar wie ein Orakel.“ (tip) HB, HH

Kirschblüten – Hanami Deutschland 2008, R: Doris Dörrie, D: Elmar Wepper, Hannelore Elsner

„‚Kirschblüten – Hanami‘ ist ein tieftrauriger und zugleich sehr beglückender Film über den Tod. Ein Verwaltungsbeamter, dessen Frau Trudi überraschend verstorben ist, bricht aus seiner bayerischen Heimat nach Japan auf – in ein Land, von dem Trudi zeitlebens geträumt hat. Neugierig und mit wieder erwachenden Sinnen erkundet er die fremde Kultur und erfährt dabei, wie stark die Liebe zu seiner Frau wirklich war. In ihrem bislang stärksten Film erzählt Doris Dörrie feinfühlig, lakonisch und bewegend von Verlust, Trauer und der Lebenslust im Angesicht des Todes.“ (Der Spiegel) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

L

Lars und die Frauen USA 2007, R: Craig Gillespie, D: Ryan Gosling, Patricia Clarkson

„Craig Gillespies umwerfend komischer Film widerlegt die These, dass nur das Böse im Film eine Entwicklung von Mensch und Plot garantiert. Der schüchterne Lars, der in einer kleinen kanadischen Gemeinde lebt, legt sich als Freundin eine Sexpuppe zu. Als „real girl“ angepriesen, löst Lars‘ Silikon-Freundin Bianca etliche Krisen aus. Doch nach und nach lassen sich alle aus Gutherzigkeit auf die Puppe ein, und Bianca wird zur Geheimnisträgerin des ganzen Dorfes.“ (tip) HB, HH, KI

Leichen pflastern seinen Weg (Il grande Silenzio) Frankreich/Italien 1968, R: Sergio Leone, D: Klaus Kinski, Jean-Louis Trintignant

Wenn ein Racheengel schon Silenzio heißt, weiß man bereits, daß es gegen dieses große Schweigen keine beruhigenden Worte gibt. Zumal Silenzios Revolver an der Stirn ist eben immer das treffendere Argument. Das müssen auch die Huren des Gewerbes, eine Horde Kopfgeldjäger, in Leichen pflastern seinen Weg einsehen. Sergio Corbucci hat mit diesem Western das Kunststück vollbracht, Baller-Reigen ins Groteske zu kippen und all die Einstellungs-Manierismen, die dem Italo-Western eigen sind, ins Zynische zu steigern. Eine brilliante Parodie, in der Angeschossene mit den Bergpanoramen um die Wette delirieren.“ (taz) HH

M

Matilda USA 1996, R: Danny DeVito, D: Mara Wilson, Danny DeVito

“Danny DeVito ist offensichtlich ein Seelenverwandter des Autoren boshafter Kinderbücher Roald Dahl. Seine Verfilmung von dessen „Mathilda“ist ein wildes Werk ohne jede Sentimentalität. Es steht hemmungslos auf der Seite seiner frühreifen sechsjährigen Heldin gegen ihren Vater Mr. Wormwood, einen korrupten Gebrauchtwagenhändler, ihre bingosüchtige Mutter und Miss Trunchbull, die kinderhassende Sadistin, die Mathildas Schule leitet. Dies ist Dahl als Neo-Dickens mit seiner kleinen Heldin, die ihre telekinetischen Fähigkeiten einsetzt, um für Bildung und Menschlichkeit zu kämpfen. So inszeniert und ausgestattet, daß sie möglichst nah an die Atmosphäre eines Märchenbuchs herankommt, ist diese vergnügliche Komödie über einen Rachefeldzug extrem zweischneidig. Ich könnte sie mir jedenfalls nicht als den angemessenen Film für die Abschlußfeier einer Schule für höhere Töchter vorstellen.“ (The Observer) HB

Michael Clayton USA 2007, R: Tony Gilroy, D: George Clooney, Tilda Swinton

„‚Michael Clayton‘, gespielt von George Clooney, ist der Ausputzer einer New Yorker Anwaltskanzlei, einer, der Probleme für Mandanten löst, wenn klassische juristische Mittel versagen. Ein undankbarer Job: Clayton ist verschuldet, seine Ehe liegt in Trümmern. Nun soll er auch noch ausgerechnet seinen Kollegen und Freund Arthur Edens (Tom Wilkinson) zur Räson bringen, der mitten in einem laufenden Verfahren die Seiten gewechselt hat. Edens wollte nicht länger einen Chemiekonzern und dessen skrupellose Rechtsabteilungsleiterin (Oscarrolle für Tilda Swinton) gegen geschädigte Farmer vertreten, die eine milliardenschwere Sammelklage anstrengen. Schnell gerät Clayton selbst zwischen die Fronten bei diesem unübersichtlichen Kampf um Geld und Macht. Tony Gilroy (Drehbuch und Regie) spielt in seinem Thriller nicht nur clever mit den üblichen Genre-Versatzstücken: Er liefert auch ein präzises Porträt der modernen Arbeitswelt, in der aus Kollegen Todfeinde werden können.“ (Der Spiegel) HB, HH

N

No Country for Old Men USA 2007, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: Tommy Lee Jones, Javier Bardem

„Mit einer verblüffend werkgetreuen Cormac-McCarthy-Adaption gelingt den Gebrüdern Coen der wuchtigste Film ihrer Karriere. Vordergründig ein Thriller, in dem ein geplatzter Drogendeal die Suche eines Killers (Bösewicht der Dekade: Javier Bardem) und eines Sheriffs nach einem Cowboy und seiner Millionenbeute motiviert, ist ‚No Country for Old Men‘ in seinem schwarzen Herzen eine lakonische Studie eskalierender Gewalt in God‘s Own Country, vor der nur noch die Flucht in die Erinnerung an bessere Zeiten hilft.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

O

Outsourced – Auf Umwegen zum Glück USA 2006, R: John Jeffcoat, D: Josh Hamilton, Matt Smith

Der Abteilungsleiter eines Versandhauses wird nach Indien versetzt - und findet im Chaos zu sich selbst. Wie es ihm nach und nach gelingt, diese Chance zu nutzen, das erzählt der Film mit beeindruckender Leichtigkeit. ‚Outsourced‘ wirkt auf den ersten Blick geradezu unscheinbar – doch genau darin liegt sein Reiz. Die liebevoll ausgewählten Darsteller und der leise Humor des stimmigen Drehbuchs machen den Charme dieser warmherzigen Culture-Clash-Komödie aus. Da verzeiht man dem Regisseur sogar, dass er in manchen Momenten sein großes Vorbild „Local Hero“ allzu offensichtlich zitiert.“ (Cinema)

H, HB, HH, KI

R

Recep Ivedik Türkei 2007, R: Torgan Gökbakar, D: Sahan Gökbakar, Tulug Cizgen

„Ein Mann bringt die verlorengegangene Geldbörse eines Reiseunternehmers zurück und darf zum Dank unbefristet im 5 Sternehotel des Unternehmers bleiben. Dort begegnet er seiner Jugendliebe Sibel und versucht, erneut bei ihr zu landen. Komödie mit Sahan Gökbakar, einem der bekanntesten jungen Komiker der Türkei.“ (tip) BHV, H, HB

Die Regenschirme von Cherbourg (Les parapluies de Cherbourg) Frankreich/ Deutschland 1963, R: Jacques Demy, D: Catherine Deneuve, Nino Castelnuovo / Originalfassujg mit englischen Untertiteln

„Es mache ihn ganz krank, wenn immer alle singen, er gehe viel lieber ins Kino - singt einer der Automechaniker-Kollegen des Filmhelden Guy gleich zu Beginn. Eigentlich ist er da bei Jacques Demy völlig an der falschen Adresse, arbeitet der französische Regisseur in ‚Die Regenschirme von Cherbourg‘ doch heftigst an der Verschmelzung von Film und Musik zum Gesamtkunstwerk. War ‚Lola‘ (1961) noch ein Musical ohne Musik, wie Demy einmal meinte, so lässt sich ‚Die Regenschirme von Cherbourg‘ wohl am besten als Musikfilm ohne Musical charakterisieren. Denn gesungen werden keine Lieder, sondern – eher einer modernen Filmoper entsprechend – die Alltagsdialoge. Theatral sind auch die Dekors und die extravaganten, beißenden Farben, die hier das Unglück der Protagonisten beleuchten. Denn das junge Glück von Guy und seiner Freundin Geneviève übersteht Trennung und Missverständnisse nicht: Die einst gemeinsamen Träume kann am Ende nur jeder für sich verwirklichen.“ (taz) OL

Der Rote Baron Deutschland 2008, R: Nikolai Müllerschön, D: Matthias Schweighöfer, Lena Headey

„Wir haben nicht unbedingt darauf gewartet, aber jetzt ist er da: der glorreiche deutsche Abenteuerfilm, der den Kampfpiloten Manfred von Richthofen zum romantischen Helden verklärt. Der Krieg wird von Regisseur Nikolai Müllerschön als gediegenes Gartenfest im Kolonial- und Gutsherrenstil inszeniert, mit einem Manfred von Richthofen, der auf bequemen Korbstühlen Zigarre raucht, wenn er nicht gerade feindliche Flugzeuge vom Himmel holt. Oder einer Rot-Kreuz-Schwester nachstellt, die für die bitterkalten Nächte an der Front einen seidenen, nabelfreien Pyjama eingepackt hat. Der Film legt größten Wert darauf, dass der rote Baron ehrenvoll fürs Vaterland tötete, und lässt uns glauben, dass ihm zu guter Letzt noch pazifistische Gedanken überkamen, die er sogar dem Kaiser anvertraut haben soll. Ansonsten: Heldenposen im Gegenlicht.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die rote Zora Deutschland 2007, R: Peter Kahane, D: Linn Reusse, Jakob Knoblauch

„Im Kroatien der 30er Jahre wirbeln eine rothaarige Göre und ihre Gang das Leben ihrer Mitmenschen gehörig durcheinander.In prächtigen Bildern geschickt zwischen Humor, Abenteuer und Drama balancierend, gefällt die längst überfällige Kinoversion des Jugendbuch-Klassikers mit Ben Becker und Mario Adorf vor allem mit seinem Idealismus und einer leidenschaftlich vorgetragenen sozialen Botschaft. Kinder, die Zora lieben, werden später wohl nicht mit Hedgefonds dealen.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

Rubljovka - Straße zur Glückseligkeit Deutschland 2007, R: Irene Langemann

“Der Film porträtiert einige Bewohner der Rubljovka, einer Straße, die aus dem Zentrum Moskaus in die Provinz führt. Zu den hier lebenden Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern stießen in den letzten Jahren zunehmend neureiche Russen, die die Alteingesessenen aus ihren Häusern vertreiben. Ungeachtet zahlreicher Behinderungen beim Drehen gelang es der Regisseurin, dank der pointierten Auswahl ihrer Gesprächspartner und der konfrontativen Montage, den derzeitigen politischen und vor allem moralischen Zustand Russlands wie unter einem Brennglas sichtbar zu machen. Ein Dokumentarfilm, aus dessen unaufgeregten Beobachtungen Trauer und Zorn erwachsen.“ (filmdienst) HH

Run, Fat Boy, Run Großbritannien 2007, R: David Schwimmer, D: Simon Pegg, Thandie Newton

„Über 30.000 Menschen quälen sich jedes Jahr durch den Londoner Marathon. Unter ihnen: der passionierte Biertrinker Dennis . Denn als der geschiedene Kaufhauswächter und Vater des kleinen Jake den athletischen Lover seiner Ex-Frau kennenlernt, packt ihn der Ehrgeiz. Ausgerechnet auf den von Pubs gesäumten Straßen der englischen Hauptstadt will er seinen Nebenbuhler in die Schranken weisen. Eigentlich steht der Name Simon Pegg (‚Shaun of the Dead‘) für eigenwilligen Brit-Humor ohne Kompromisse. In dieser Komödie seines US-Kumpels David Schwimmer (Ross aus ‚Friends‘) aber schaltet der zukünftige Scotty aus ‚Star Trek XI‘ einen Gang zurück. Und wird damit sicherlich ein größeres Publikum ansprechen als in der Vergangenheit: Seine Performance als verschrobener Pechvogel, der seinen inneren Schweinehund überwinden muss, glänzt trotz der vorhersehbaren und etwas mutlos erzählten Story durch Glaubwürdigkeit und trokkenen Charme.“ (Cinema) HB, KI

S

Schmetterling und Taucherglocke Frankreich/USA 2007, R: Julian Schnabel, D: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner

„‚Le scaphandre et le papillon‘ (so der Originaltitel) klingt zwar poetisch, trifft die Sache aber nicht ganz. Denn der ‚scaphandre‘, jener altertümliche Taucheranzug mit aufgeschraubtem Helm, drängt sich dem Mann, der da nach einem schweren Schlaganfall fast vollständig gelähmt in einem Spitalbett liegt, immer wieder als Sinnbild seiner eigenen, unentrinnbar eingeschlossenen Existenz vor Augen. Dennoch gibt es auch die ‚Schmetterlinge‘, lichtere Momente des Glücks, die Jean-Dominique Bauby, Chefredaktor der französischen ‚Elle‘, für kurze Zeit die Verzweiflung vergessen lassen – die Therapeutinnen, die Familie. Wenige Tage nach dem Erscheinen seiner ‚Lebensbeichte‘, die er Buchstabe um Buchstabe mit dem Wimpernschlag seines linken Auges diktierte, ist er 1997 gestorben. Mathieu Amalric verkörpert ihn in einer bewundernswürdigen Leistung; schlechthin phänomenal ist aber, wie der New Yorker Regisseur Julian Schnabel diesen durch und durch französischen Stoff inszeniert hat, mit einer künstlerischen Ingeniosität sondergleichen, in einer Fülle ebenso phantastisch-berückender wie bewegender Bilder und Situationen, die den Betrachter in Beklemmung und Anteilnahme fesseln.“ (Neue Zürcher Zeitung)

H, HB, HH, HL, KI, OL

Scream (Quién puede matar a un niño?) Spanien 1976, R: Narciso Ibáñez Serrador, D: Lewis Fiander, Prunella Ransome

„Ein britisches Urlauberehepaar muß auf einer kleinen spanischen Insel erleben, wie die Kinder in einem geheimnisvollen Massenwahn alle Erwachsenen umbringen. Handwerklich perfekter Schocker von grausamer Intensität.“ (Filmbeobachter) HH

Sharkwater Kanada 2006, R: Rob Stewart

„Sharkwater“ ist ein Imagefilm für die am meisten gefürchtete Spezies der Welt. Der kanadische Regisseur Rob Stewart setzt alles daran, seinem Publikum die Angst vor Haien zu nehmen. Er knuddelt und spielt mit den Tieren, als wäre er in einem Streichelzoo unter Wasser. Auch sein statistisches Material ist unwiderlegbar: Pro Jahr, so Stewart, kämen mehr Menschen durch Getränkeautomaten ums Leben als durch Haie. Nun sind zwar Getränkeautomaten keine Fleischfresser und haben auch nicht mehrere Reihen messerscharfer Zähne, aber Stewart reißt die Zuschauer mit derart grandiosen, packenden und anrührenden Bildern mit in die Tiefe, dass jeder menschliche Betrachter am Ende davon träumt, Teil der Hai-Society zu sein.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, KI

Shine A Light USA/Großbritannien2008, R: Martin Scorsese

Wenn man bedenkt, wie teuer heutzutage die Eintrittskarte für ein Konzert der Rolling Stones ist, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn Martin Scorsese mit ‚Shine a Light‘ keine große Filmkunst geschaffen hat, sondern nur einfach und solide ein Konzert der Stones abfilmte. (hip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sieben Mulden und eine Leiche Schweiz 2006, R: Thomas Haemmerli

„Ein Schweizer Kulturschaffender erhält die Nachricht vom Tod seiner Mutter, zu der der Kontakt längst abgerissen war, und muss mit seinem Bruder in der völlig zugemüllten Wohnung der Toten für Ordnung sorgen. Er dokumentiert das Leerräumen mit der Kamera und arbeitet dabei die Lebensgeschichte seiner Mutter auf. Ein betont respektloser, ebenso erschreckender wie faszinierender Film, der am Einzelschicksal von der „Vergletscherung“ einer Gesellschaft erzählt und sich mit emotionaler Distanz der Katastrophenbiografie eines „Messie“ zuwendet.“ (filmdienst) HB, KI

Sommer Deutschland 2008, R: Mike Marzuk, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Jannis Niewöhner

„Tim ist der neu zugezogene Außenseiter auf einer kleinen Nordseeinsel. Ein beengtes Umfeld, in dem sich Tim mit der schnöseligen Surfer-Gang anlegt und sich in die Freundin von deren Anführer verliebt. Weitgehend überraschungsarme Teenie-Liebesgeschichte als Vehikel für den Nachwuchsschauspieler Ochsenknecht (“Die Wilden Kerle“).“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Step Up 2 the Streets USA 2008, R: Jon Chu, D: Briana Evigan, Robert Hoffman

„Eine ebenso talentierte wie rebellische ‚Street‘-Tänzerin beginnt ein Tanzstudium an einer Elite-Schule. Gegen den Widerstand der Schulleitung, aber protegiert von einem einflussreichen Elite-Tänzer, kann sie gemeinsam mit einigen Außenseitern der Schule ihren ‚anrüchigen‘ Tanzstil rehabilitieren. Der betont auf subversiv und „cool“ getrimmte Jugend-Tanzfilm setzt sich nur wenig überzeugend mit der ‚Underground‘-Tanzszene auseinander und propagiert wenig differenziert Selbstbewusstsein und Respekt als Voraussetzungen für den sozialen Aufstieg.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

Street Kings USA 2008, R: David Ayer, D: Keanu Reeves, Forest Whitaker

„Bestechliche Polizisten, Mädchenhändler, Dealer und Killer in Los Angeles: Im knallharten Cop-Thriller Street Kings regieren Teufel die Stadt der Engel. Regisseur David Ayer inszenierte eine düstere Kurzgeschichte von „L.A. Confidential“-Autor James Ellroy. Keine Frage, mit seinen reißerischen Ballerszenen bedient „Street Kings“ in erster Linie das Actionpublikum. Gleichzeitig aber ist der Film ein sozialkritisches Drama über Rassismus, Gewalt und Gegengewalt in einem verrohten Umfeld, in dem allein das Gesetz des Stärkeren regiert. Das ist kein angenehmer Blick auf die USA der Gegenwart, aber durchaus ein realistischer.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

T

10.000 B.C. USA 2007, R: Roland Emmerich, D: Steven Strait, Camilla Belle

„Nicht erst seit den Katastrophenszenarios ‚Independence Day‘ und ‚The Day After Tomorrow‘ steht der Name Roland Emmerich für Überwältigungskino im XXL-Format. Mit diesem Holozän-Spektakel schlägt der 52-jährige Deutsche jetzt donnernd die Mythentrommeln und erzählt eine Legende aus grauer Vorzeit, die so unsinnig, pathetisch und anachronistisch ist, dass man sie einfach nur hirnlos genießen kann. Ein junger Mammutjäger (!) mit Rastafrisur namens D’Leh verliebt sich in die schöne Evolet, die eines Tages von geheimnisvollen Reitern aus ihrem Bergdorf entführt wird. D’Leh nimmt mit einer Gruppe von Jägern die Verfolgung auf, kommt auf seiner langen Reise bei afrikanisch aussehenden Wilden vorbei – deren Kultur schon viel weiter entwickelt ist – und landet zuletzt bei den Pyramiden (!) bauenden Ägyptern. Bis die allerdings als böse Sklaventreiber ihr Fett wegkriegen, müssen noch ein paar hysterische Flugsaurier und ein Säbelzahntiger über die Leinwand pixeln.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB

Tödliche Entscheidung - Before the Devil Knows You‘re Dead USA 2007, R: Sidney Lumet, D: Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke

„Oberflächlich betrachtet meint es das Schicksal gut mit dem höchst erfolgreichen Buchhalter Andy (Philip Seymour Hoffman), der mit seiner schönen Frau (Marisa Tomei) im luxuriösen Manhattan residiert. Wäre da nicht seine Spiel- und Heroinsucht und sein hoch verschuldeter Bruder Hank (Ethan Hawke), der zudem eine Affäre mit Andys Frau unterhält. Als eine Steuerprüfung ansteht, überredet Andy Hank das Juweliergeschäft ihrer Eltern auszurauben. Mit tragischen Folgen. Ein grandios düsterer Neo-noir-Thriller ist der Regiegröße Sidney Lumet und seinen Stars gelungen -- ein spannendes Wanken am Rande des Abgrunds.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI

Trip to Asia Deutschland 2007, R: Thomas Grube

„Die Dokumentation nimmt eine Konzerttour durch asiatische Metropolen zum Anlass, um mit den Berliner Philharmonikern und ihrem Dirigenten auf die Suche nach jenem Etwas zu gehen, das ein Orchester dazu befähigt, verschiedenste Musiker-Individuen im harmonischen Zusammenklang zu einen. Faszinierende Einzelgespräche, musikalische und persönliche Selbsterkenntnisse sowie Proben- und Konzertsituationen werden mit Impressionen fremder Kulturen kompiliert. So konkurriert das faszinierende Erlebnis künstlerischen Schaffens zwar etwas mit der exotischen Rahmenhandlung, nichtsdestotrotz ist die Musik-Doku aber sehr aufschlussreich.“ (Rheinischer Merkur) H, HH

U

Unsere Erde – Der Film Großbritannien/Deutschland 2007, R: Alastair Fothergill, Mark Linfield

„‚Unsere Erde‘ ist die wohl aufwendigste Naturdokumentation aller Zeiten, eine epische Expedition zu den letzten Paradiesen des Planeten. BBC-Regisseur Alastair Fothergill (‚Deep Blue‘) zeigt kleine und große Eisbären, Löwen auf Elefantenjagd, Paradiesvögel im Liebesrausch, wasserscheue Paviane und todesmutige Entenküken beim Jungfernflug – aber keine Menschen. Nur die Stimme von Ulrich Tukur gibt dem Zuschauer ein paar Fakten an die Hand, aber in der Regel sprechen die spektakulären Bilder für sich: Zoologie als wahres Kinowunder.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Unter den Brücken Deutschland 1944, R: Helmut Käutner D: Carl Raddatz, Gustav Knuth

„Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs drehte Helmut Käutner mit „Unter den Brücken“ seinen schönsten Film. Er erzählt eine Dreiecksliebesgeschichte auf einem Schleppkahn, mit zwei Männern, einer Frau und einer Gans. Die Gans landet im Backofen, die anderen lieben sich und zanken sich, und am Ende, als sich die Frau für den einen von ihnen entschieden hat, bleiben sie auf dem Kahn dennoch zu dritt. Nichts ist zu sehen von den Kriegszerstörungen in Berlin und Umgebung, nichts auszumachen vom Leben in einem totalitären Staat - und doch gibt es in dem Film keinen falschen Ton. An keiner Stelle wird der Widerspruch zur Nazi-Ideologie explizit. Wer aber das schneidige Dröhnen und das Menschenbild der Nazi-Filme kennt, spürt sofort: Damit hat „Unter den Brücken“ einfach nichts zu tun.“ (taz) HH

Untraceable USA 2008, R: Gregory Hoblit, D: Diane Lane, Colin Hanks

„Eine vom Leben geprüfte Polizistin ermittelt gegen den Betreiber einer Internet-Website, der live den Foltermord an Menschen zeigt, wobei er den Vollzug des Verbrechens von der Zahl der Besucher seiner Seite abhängig macht. Der handwerklich solide Psycho-Thriller profitiert von der überzeugenden Hauptdarstellerin, wirkt aber in seiner undifferenzierten Kritik an Gewaltdarstellungen in den Medien nie glaubwürdig, vor allem weil er selbst die Foltermorde mit Freude am Detail darstellt.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Up! Up! To the Sky Deutschland 2007, R: Hardi Sturm, D: Max Riemelt, Katja Riemann

Arnold bastelt an einer Rucksack-Rakete, mit der er auf einen fernen Planeten übersiedeln will - und kommt deswegen in die Psychiatrie. Als sich die Ärztin Wanda in den hübschen Bengel verliebt, erkennt sie, dass seine Pläne einen ernst zu nehmenden Hintergrund haben. Schade, dass der Film nur in zwei, drei Momenten magischen Realismus zulässt. Viel zu wenig, um den Eindruck einer braven Liebesgeschichte mit idyllischen Postkartenbildern aus Schleswig-Holstein zu vermeiden.“ (Cinema) HB

V

Vineta Deutschland 2006, R: Franziska Stünkel, D: Peter Lohmeyer, Ulrich Matthes

„Stararchitekt Färber wird zu einem geheimen Treffen eingeladen, um mit anderen Experten die perfekte Stadt der Zukunft zu entwerfen. Seltsame Rituale begleiten die Sitzungen des Gremiums, man streitet sich über den Sinn von Überwachungskameras in dieser Traumstadt – bis plötzlich einer der Teilnehmer verschwindet. Färber hegt einen furchtbaren Verdacht. Als Adaption des Bühnenstücks „Republik Vineta“ atmet der Film Theateratmosphäre. Das pathetische Spiel der Darsteller und der moralische Zeigefinger der Inszenierung machen die Leinwand zur Bühne. Doch stellt man sich darauf ein, so bekommt man ein durchaus interessantes Stück zu sehen.“ (Cinema) H, HB, HH

W

Die Welle Deutschland 2008, R: Dennis Gansel, D: Jürgen Vogel, Frederick Lau

„Rainer Wenger ist Lehrer an einem deutschen Gymnasium. Er soll in einer Projektwoche das Thema Autokratie durchnehmen. Die Klasse bezweifelt, dass eine Diktatur wie in Nazideutschland heute noch möglich wäre. Der Lehrer beginnt spontan ein Experiment. Die Schüler müssen ihn fortan mit Herr Wenger ansprechen, bei jeder Wortmeldung aufstehen, gerade sitzen. Die Klasse macht mit und nimmt die Regeln der nächsten Tage mit wachsender Begeisterung auf: eine Uniform, ein Logo, ein gemeinsamer Gruß. Dennis Gansel verfilmt zum ersten Mal für das Kino ein schulisches Experiment, das der Geschichtslehrer Ron Jones 1967 an einer kalifornischen Highschool durchführte. Das Spielfilm-Ergebnis ist weniger beklemmend, als beabsichtigt, sondern mittelmäßig inszeniert und pädagogisch überfrachtet.“ (cinefacts) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

WWW - What a Wonderful World Marokko/Frankreich/Deutschland 2006, R: Faouzi Bensaïdi, D: Faouzi Bensaïdi, Nezha Rahil / ORiginalfassung mit Untertiteln

„Ein schweigsamer Killer, der seine Aufträge aus dem Internet bezieht, verliebt sich in die Stimme einer Verkehrspolizistin, die ihrerseits in Liebe zu ihm entbrannt ist, obwohl sie weder seine Identität noch seine Profession kennt. Eine bildmächtige, kühn inszenierte Burleske vor der Kulisse der marokkanischen Stadt Casablanca, die anspielungs- und zitatenreich durch die Filmgeschichte zappt und dabei nicht nur der Cinephilie huldigt, sondern auch die Widersprüche der sich beschleunigenden Moderne einer Revision unterzieht.“ (filmdienst) HB