Der Twer-Weg

Die „Frankfurter Rundschau“ wird umstrukturiert, und der Betriebsrat fürchtet Outsourcing und Tarifflucht

Es gibt viele eigenartige Wege, die Finanzen zu polieren. Die Welt etwa warb gestern auf der Titelseite ganzseitig für Fernseher.

Noch ein Weg: der der Frankfurter Rundschau. Sie lagert von Juli an Infografik, Layout, Bild, technische Redaktion und Produktionssteuerung an die Tochter FR-Design GmbH aus. Das Rechnungswesen wird von der Zentrale des Kölner Mehrheitseigners DuMont Schauberg mit übernommen, was, wie die Betriebsratsvorsitzende Ingrid Eckert sagt, „die Entlassung von 16 Mitarbeitern“ bedeutet.

Was zunächst als Umstrukturierung gesprachregelt ist, beurteilen Kritiker, auch externe Beobachter, als Weg zur Lösung von der Tarifbindung. Der Betriebsrat fürchtet, die angekündigten Maßnahmen seien „erst der Anfang einer groß angelegten Strategie, an deren Ende das Unternehmen in Einzelteile zerlegt sein soll“, die nach einem Jahr Übergangszeit „nicht mehr den Tarifverträgen der Druckindustrie und Redakteure unterliegen“. Man fürchtet den Weg des Verlegers Walterpeter Twer, der ein Pioniers des auch redaktionellen Outsourcings ist. Er lagerte bei der Rhein-Zeitung Lokalredaktionen in GmbHs aus und bezahlte zum Teil weit unter Tarif. Der Weg wird heute vielfach kopiert. Eckert sagt, „es gibt Gerüchte“, bei der FR sollten „auch die Außenredaktionen ausgegliedert werden“ – was die Geschäftsführung auf Nachfrage „nicht eindeutig“ dementiert habe.

Der Argwohn der seit 2001 von Sparmaßnahmen gebeutelten FR-Belegschaft wird nicht geringer dadurch, dass der Sprecher der Geschäftsführung, Karlheinz Kroke, vorher Verlagsleiter bei Twers Rhein-Zeitung war. Die FAZ zitierte Kroke bei seinem Antritt 2005 so: „Die Einheit des Betriebs bleibt gewahrt.“ Es gibt „kein Outsourcing. Und alles, was wir tun, wird in Übereinstimmung mit den Tarifverträgen geschehen.“ Zum Teil sind die Sätze wohl überholt. RAA