Arzt wegen Brechmittel vor Gericht

BREMEN dpa ■ Mehr als drei Jahre nach einem tödlichen Einsatz von Brechmitteln gegen einen mutmaßlichen Drogendealer muss sich seit gestern ein Polizeiarzt vor dem Bremer Landgericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Der 44-Jährige soll dem Opfer am 27. Dezember 2004 Brechmittel eingeflößt haben. Der 35 Jahre alte Mann aus Sierra Leone fiel ins Koma und starb wenige Tage später. Der Arzt bedaure zutiefst den Tod des Mannes, hieß es in einer vom Anwalt verlesenen Erklärung des Angeklagten, der sich selbst nicht äußerte. Der Vorfall habe tiefe Spuren in seinem Leben hinterlassen. Er habe jedoch „auf Basis der damaligen Rechtsauffassung“ gehandelt. Die früher auch in anderen Bundesländern geübte Praxis der Brechmitteleinsätze war später massiv in die Kritik geraten und wurde gestoppt. 2006 wurde Deutschland wegen des zwangsweisen Einsatzes eines Brechmittels bei einem in Köln lebenden Drogenkurier vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt.