Das Einstiegsalter sinkt

Weil die Landeskinder immer jünger immer mehr Alkohol trinken, setzt Niedersachsen jetzt auf mehr Prävention

Handlungsbedarf sieht Niedersachsens Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) angesichts steigender Zahlen bei Alkoholvergiftungen von Kindern und Jugendlichen. „Es ist erschreckend, dass das Einstiegsalter beim Alkoholkonsum von Jugendlichen und Kindern gesunken ist“, sagte Ross-Luttmann am Donnerstag in Hannover. Junge Leute „ballerten“ sich mit Alkohol zu. Sucht-Fachleuten zufolge greifen auch zunehmend Mädchen zu süßen Alkoholmischgetränken, den so genannten Alcopops. Laut Ross-Luttmann sollen nun Präventionsprojekte ausgeweitet werden, zudem sprach sie sich für mehr Kontrollen gegen Alkoholmissbrauch aus. Gesetzliche Verbote sehe sie jedoch skeptisch.

Die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen wegen Alkohols hat sich nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Bund wie auch in Niedersachsen erhöht. Meist handelt es sich dabei um eine Alkoholvergiftung. In Niedersachsen stieg die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen von 15- bis 20-Jährigen in den Jahren 2000 bis 2005 von 857 auf 1.619.

Dem Osnabrücker Modellprojekt „Hart am Limit“ will Ross-Luttmann nun 60.000 Euro zur Verfügung stellen, damit es seine Suchthilfe-Angebote auch auf andere Orte im Land ausweiten kann. Bei dem Projekt werden Kinder und Jugendliche, die wegen Alkoholmissbrauchs in Krankenhäusern liegen, gezielt von Suchthelfern aufgesucht. Auch ihre Eltern werden beraten. Die Vertreterin des daran beteiligten Caritasverbandes Osnabrück, Sabine Bösing, sprach gestern von einem Erfolg: Die Einweisungen in Krankenhäuser seien zurückgegangen.

Auch Fahrschulen in Niedersachsen setzen sich für die Suchtprävention ein: In den Regionen Cloppenburg, Celle, Emsland, Hannover, Schaumburg und Wolfenbüttel werden Fahrschüler von Gleichaltrigen über die Gefahren von Drogen und Alkohol im Straßenverkehr aufgeklärt. Eine andere Initiative trainiert Erzieherinnen und Grundschullehrer, damit dieseKindern aus suchtbelasteten Familien besser helfen können.

In Deutschland leben nach Angaben von Ingeborg Holterhoff-Schulte von der Landesstelle für Suchtfragen etwa 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche in Familien mit suchterkrankten Eltern. Niedersachsen stellt in diesem Jahr insgesamt sieben Millionen Euro für die Suchtbekämpfung zur Verfügung. DPA