Türkiyemspor sucht deutsche Sponsoren

Für seine Integrationsarbeit wird Türkiyemspor geschätzt – deutsche Sponsoren kann der Kreuzberger Fußballverein trotzdem nicht finden. Dabei wird für den eventuellen Aufstieg in die Regionalliga ein finanzkräftiger Partner benötigt

Schade, dass man sich von Lorbeeren nicht ernähren kann, auch wenn sie vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gereicht werden und mit süßen Worten garniert sind. Türkiyemspor, vom Verband ausgezeichneter Träger des Integrationspreises 2008, kann ein Lied davon singen. „Fußball kann ein gutes Mittel zur Integration sein“, lobte Oliver Bierhoff, Manager der Nationalmannschaft, den auch im Sozialbereich tätigen Verein. Im harten Oberliga-Alltag sind die Geehrten einer unter vielen Amateurklubs, die um Sponsoren ringen. „Wir haben finanziell keine Probleme“, sagt Türkiyem-Manager Fikret Ceylan im Tonfall eines trotzig-stolzen Asterix im Duell mit übermächtig scheinenden Römern. Aber reicht der „Zaubertrank“ in Kreuzberg, um in der neugeschaffenen Regionalliga ab der Saison 2008/2009 bestehen zu können?

Ginge es in der Oberliga nicht nach Punkten und Toren, sondern nach dem Preis-/Leistungsverhältnis, dürfte sich Türkiyemspor schon als qualifiziert fühlen. Mit einem Minietat von 110.000 Euro liegen die Kreuzberger sportlich auf Augenhöhe mit potenteren Konkurrenten wie den Bundesliga-Reservisten von Hertha BSC und Hansa Rostock.

Türkiyemspor müsste ab Sommer – falls die Qualifikation zur Regionalliga geschafft wird – wirtschaftlich jedoch noch einiges zulegen, weiß Ceylan. Denn ein einziger Berliner Dönerproduzent, der momentan auf den Trikots der Spieler wirbt, kann die Last vermutlich nicht lange im Alleingang stemmen.

Türkiyemspors Manager kalkuliert im Falle des Aufstiegs mit einem Haushalt von „knapp unter einer Millionen Euro“. Zwar würden sich die pekuniären Zuwendungen des DFB gegenüber der aktuellen Oberliga Nordost erhöhen. Ein Teil dürfte jedoch schon durch die gestiegenen Fahrtkosten aufgebraucht werden: Schließlich umfasst der Bereich der neuen Regionalliga auch Norddeutschland.

Dem Türkiyemspor-Manager ist eigentlich nicht bange auf der Suche nach Sponsoren. „Wir haben viele Angebote.“ Darunter sollen auch die türkischen Spitzenklubs Fenerbahce und Galatasaray aus Istanbul sein, die im Land des WM-Gastgebers 2006 ständig Ausschau halten nach Talenten mit Migrationshintergrund. Türkiyemspor könnte als eine Art „Brückenkopf“ zwischen beiden Fußballnationen dienen. Mit Ümit Karan, bei Galatasaray Istanbul längst ein Star, haben die Kreuzberger schon einen Exportschlager produziert.

Ceylan dementiert die Kreuberg-Istanbul-Connection erst gar nicht – im Gegenteil. „Die hätten großes Interesse daran, bei uns einzusteigen. Türkiyem ist in der Türkei sehr populär“, erzählt der Mann mit dem Schnauzbart. Der Verein aus dem Viktoriapark, der in seiner 30-jährigen Klubhistorie sowohl Berliner Amateur-Pokalsieger wurde als auch den Atatürk-Cup gewann, gilt in Anatolien, wo die Gründerväter des Klubs herkamen, als die türkische Nummer eins in Deutschland.

Ob die Topadressen vom Bosporus allerdings die passenden Partner wären, bezweifelt der Türkiyemspor-Macher: „Wir sind ein deutscher Verein. Wir hätten gern eine große deutsche Firma als Sponsor.“ Ein Integrationspreis, das haben die Berliner gelernt, ist jedoch noch längst kein Schlüssel zu hiesigen Sponsorenkassen. „Wenn wir ein Bewerbungsschreiben an eine deutsche Firma richten, landet es sofort im Papierkorb“, grantelt Ceylan.

Andererseits will Türkiyemspor den Weg nicht gehen, den beispielsweise der Oberliga-Rivale Berliner Athletik-Klub (BAK) beschritten hat. Die „Athleten“ gingen mit Ankaraspor aus der türkischen „Süper Lig“ eine Liaison ein und benannten sich in Ankaraspor Berlin um. Nach nur einem Jahr ging die Ehe zu Bruch. „Unseren Namen würden wir nie verkaufen“, beteuert Türkiyemspor-Manager Ceylan. JÜRGEN SCHULZ