Stade sagt jein zu Kohle

Drei Kohlekraftwerke sind eigentlich zu viel, findet der Kreistag in Stade. Aber wenn es nicht anders geht …

Der Stader Kreistag hat den umstrittenen Bau von drei Kohlekraftwerken an Bedingungen geknüpft. Die Planungen dürften nur realisiert werden, wenn modernste Technik eingesetzt und ein höchstmöglicher Wirkungsgrad erreicht würden, heißt es in einer am Montag mit breiter Mehrheit verabschiedeten Resolution. Am Elbufer wollen der belgische Stromkonzern Electrabel sowie der deutsche Energieversorger E.on zwei Kohlekraftwerke direkt nebeneinander bauen. Unmittelbar daneben plant das Chemieunternehmen Dow den Bau eines weiteren Kraftwerkes auf seinem Betriebsgelände.

Mit der Resolution beendete der Kreistag eine wochenlange Diskussion um eine gemeinsame Haltung in dem Kraftwerksstreit. Einerseits würdigten die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und Wählergemeinschaft „die Bedeutung des Energie- und Industriestandortes Stade“. Andererseits warnten sie vor einer besonderen Umweltbelastung durch gleich drei Kraftwerksneubauten. Stade dürfe nicht allein aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen zum Kraftwerksstandort werden, sagten Vertreter von SPD und Grünen.

Im November 2003 war das Atomkraftwerk in Stade als Erstes in Deutschland aufgrund des Atomkonsenses stillgelegt worden. Zwei Jahre lang versuchte die Stadt vergeblich, einen Investor für ein konventionelles Kraftwerk auf dem genehmigten Energiestandort zu finden. Zwischenzeitlich wurde auch noch das Hydro Aluminium Werk geschlossen. Offizieller Grund für den Verlust von rund 400 Arbeitsplätzen waren zu hohe Strompreise in Deutschland.

Innerhalb weniger Monate meldeten sich jetzt gleich drei Interessenten für das Areal neben dem Stader Hafen Bützfleth. Am weitesten gediehen sind die Electrabel-Pläne für ein 800-Megawatt-Kohlekraftwerk. Gegen dieses Vorhaben regt sich der kräftigste Widerstand. Unter anderem will Electrabel nur 200 Meter von der Wohnbebauung entfernt einen 180 Meter hohen Schornstein errichten.

Der Kreistag favorisiert das von Dow Chemical geplante Kraftwerk, das machten Sprecher fast aller Fraktionen deutlich. Das von Dow mit dem baden-württembergischen Stromkonzern EnBW geplante Projekt soll zugleich Wärme und Strom erzeugen. Dow gilt mit einem Energiebedarf von 600 Megawatt als einer der größten Einzelverbraucher in Deutschland. Das Unternehmen will das Kohlekraftwerk zur Eigenversorgung betreiben. DPA/TAZ