Pyrrhussieg für Radio Bremen

Die Intendanten der ARD-Anstalten gestatten dem klammen Radio Bremen, ein Viertel weniger Sendeminuten für die ARD zu produzieren, um Geld zu sparen. RB-Intendant Glässgen schweigt dazu

Von Klaus Wolschner

Bei Radio Bremen spricht man lieber nicht darüber. Weder gibt es eine offizielle Stellungnahme noch eine Mitteilung. Anfang der vergangenen Woche haben sich die Intendanten der ARD in Bonn getroffen. Auf ihrer Tagesordnung: Die Finanzen der „armen“ ARD-Sender, die mit ihrem Geld nicht auskommen.

Die Lösung der Runde war schlicht: Die klammen Anstalten sollen weniger Sendeminuten für das ARD-Gemeinschaftsprogramm produzieren. Unter die Pleite-Sender fällt auch Radio Bremen. Der kleinsten unter den Anstalten des Ersten wurde ein ganzes Viertel ihres ARD-Programmauftrages erlassen. Sie hatte bisher einen Produktionsanteil von genau einem Prozent an allen Sendeminuten der ARD. In Zukunft sollen es also nur noch 0,75 Prozent sein. Einsparungseffekt: Bis zu zwei Millionen Euro. Außer Radio Bremen schmilzt auch der Produktionsanteil von Radio Berlin-Brandenburg, dem Mitteldeutschen und dem Saarländischen Rundfunk.

RBB-Intendantin Dagmar Reim hatte keine Probleme, öffentlich darüber zu reden, was die Produktions-Schmelze bedeutet: „Das ist eine zweischneidige Sache, denn das bedeutet weniger Präsenz im ersten Programm. Das wollen wir eigentlich nicht.“ Die Lücke füllen nun die Großen: Der Bayerische Rundfunk, NDR und WDR werden künftig mehr produzieren.

Der Bedeutungsverlust ist womöglich teuer erkauft. Die Summe, die Radio Bremen durch die Befreiung einsparen kann ist bei weitem nicht so hoch wie der Finanzbedarf des Senders.

Mit seinen finanziellen Engpässen steht Radio Bremen nicht allein. Allein der RBB erwartet im Zeitraum 2009 bis 2012 ein Minus von rund 54 Millionen Euro. Ebenso wie der MDR leidet er unter dem Bevölkerungsschwund in seinem Sendegebiet und der hohen Zahl von Gebührenbefreiungen aufgrund der geringen Einkommen in der Region. Deshalb machen die beiden Ost-Sender Druck. Gemeinsam haben sie auf der letzten ARD-Hauptversammlung Vorschläge für einen anderen Finanzschlüssel vorgelegt: Ein „Sockel“ von fünf bis zehn Prozent der Gebühren soll demnach gleichmäßig auf alle ARD-Anstalten verteilt werden, der Rest wie bisher proportional zur Einwohnerzahl im Sendegebiet. „Das würde uns helfen, aber die großen Anstalten lehnen das ab“, sagte RBB-Chefin Reim. Im Juni wollen nun die Ministerpräsidenten der Länder über die Rundfunk-Finanzen entscheiden.

Heinz Glässgen, der Intendant von Radio Bremen, hat der Reduzierung seiner Produktionsanteile zugestimmt. Nun wartet er offenbar mit der Verkündung der schlechten Nachricht darauf, dass es bessere Botschaften vom Finanz-Poker gibt.