Siemens-Vorstand abgeschmiert

Wegen neuer schwarzer Kassen tritt auch Medizintechnik-Chef Reinhardt zurück

MÜNCHEN ap ■ In der Siemens-Korruptionsaffäre nimmt ein weiteres Vorstandsmitglied seinen Hut. Der langjährige Medizintechnik-Chef Erich Reinhardt scheide zum Monatsende aus der Konzernspitze aus, weil jetzt auch in seiner Sparte Regelverstöße aufgedeckt worden seien, teilte Siemens am Mittwoch mit. Interne Ermittler sollen auch dort auf schwarze Kassen für Schmiergeldzahlungen gestoßen sein.

Aufsichtsratschef Gerhard Cromme betonte, Reinhardt sei an den „fragwürdigen Aktivitäten“ nach bisherigen Erkenntnissen nicht persönlich beteiligt gewesen. „Wir mussten aber feststellen, dass es in dem ehemaligen Bereich Medizintechnik Fehlverhalten gegeben hat, das nicht akzeptabel ist“, so Cromme.

Reinhardt erklärte seinen Rücktritt mit seiner Gesamtverantwortung auch für „Compliance-Verfehlungen innerhalb des früheren Siemens-Bereichs Medizintechnik, die mich betrüben und die ich zutiefst missbillige und bedauere“.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wurden auch in der Medizinsparte schwarze Kassen entdeckt. Die internen Ermittler der US-Kanzlei Debevoise hätten entdeckt, dass über Konten in Dubai und anderswo von 2001 bis 2006 fragwürdige Zahlungen in Höhe von fast 70 Millionen Euro abgewickelt worden sein sollen. Die Münchner Staatsanwaltschaft sei bereits informiert worden.

Reinhardts Nachfolger im Konzernvorstand soll Jim Reid-Anderson werden, der derzeit Manager in der Medizinsparte ist. Reinhardt war seit 1994 für die Siemens-Medizinsparte verantwortlich, wo er auch 1983 seine Laufbahn begann. Mit der Neustrukturierung des Konzerns im Januar dieses Jahres übernahm der Elektrotechnikingenieur im Vorstand des Konzerns die Leitung für den Sektor Gesundheit. Dem obersten Führungsgremium gehörte Reinhardt seit 2001 an.