unverbremt
: Sag Ja zu deinem Körper

Diskretion hat Konjunktur. Beispielsweise an Bankschaltern. Da sind seit ein paar Jahren überall Abstandsmarkierungen angebracht, genau wie an vielen Geldautomaten und irgendwann kommt es auch in Supermärkten dazu, und man ahnt nicht wo noch. Frei davon bleiben allein: die Apotheken.

Warum? Ganz einfach: Dort wären sie sinnlos. Weil ApothekerInnen grundsätzlich so laut sprechen, als müssten sie einer unwilligen Schulklasse das Einmaleins beibringen: „Ihre Hämorrhoiden-Salbe ist noch nicht eingetroffen“, erfährt auch, wer ganz hinten in der Schlange ansteht. Wird hier ausgetestet, ob dem Herrn ganz vorne denn gar nichts peinlich ist? Immerhin trägt er Jägerhut. Oder wäre der Analleidende schwerhörig? Er hat jedenfalls verstanden: Von mitfühlenden Blicken verfolgt verlässt er den Gesundheitsshop, während ein still übern Tresen gereichtes Privat-Rezept mit dem freudigen Ausruf „Ah, die Scheidenzäpfchen!“ in Empfang genommen wird. „Gegen Pilze, nicht wahr? Ich glaube, die haben wir vorrätig.“

Ob der Weißkittel die Darreichungsform und Art der Anwendung noch ausgiebiger erörtert hat, wissen wir nicht. Noch bevor er aus dem Lager zurückgesegelt war, bin ich nämlich gegangen. Denn es ist zwar schön, dass Fachleute so offen mit der Körperlichkeit anderer umgehen können. Aber mein Anliegen waren Salmiakpastillen. Und mir war der Appetit vergangen. BES