Präsident Bushs ergebenster General

Die Treue zum Präsidenten hat sich ausgezahlt. David Petraeus, bisher US-Kommandeur im Irak, wird neuer Oberbefehlshaber aller US-Streitkräfte im Nahen Osten und in Zentralasien. Petraeus wird einen ersetzen, der mit dem Präsidenten nicht so gut konnte: Admiral William Fallon. Der war im März, nach Berichten über Meinungsverschiedenheiten mit George W. Bush über die Iranpolitik mehr oder weniger freiwillig gegangen.

Petraeus, der das Gesicht der US-Strategie im Irak, insbesondere der umstrittenen Aufstockungsstrategie Bushs geworden war, gilt als absolut loyal. Bevor er kürzlich dem US-Kongress seinen Bericht über die Lage im Irak präsentierte, soll er seine Aussagen eng mit Vizepräsident Dick Cheney abgesprochen haben. Offiziell hieß es, Bush verlasse sich in der Frage, ob es zu einem US-Truppenrückzug im Irak kommen könne, ganz auf die Empfehlungen des Oberkommandierenden Petreaeus. Zahlreiche Kritiker glauben, dass es eher umgekehrt sei.

Nun also erhält der smarte 55-jährige Armeegeneral einen Posten, von dem aus er noch Jahre nach dem Ende der Bush-Präsidentschaft die Strategie der US-Streitkräfte für die Einsätze im Irak und in Afghanistan bestimmen wird. Seinen neuen Job als Chef des US-Zentralkommandos (in Militärsprache CentCom) in Tampa, Florida, soll Petraeus im September antreten. Verteidigungsminister Robert Gates sagte, er habe Petraeus vorgeschlagen, weil „mir in der US-Armee kein Zweiter bekannt ist, der hierfür besser qualifiziert wäre.“ Angesichts der Kriege in Afghanistan und im Irak handele es sich bei der Leitung des Central Command um eines der „wichtigsten Kommandos für Kampfverbände“.

Zu Petraeus’ Nachfolger in Bagdad berief das Pentagon General Raymond Odierno, der bislang als Petraeus' Vize gedient hatte und als dessen enger Vertrauter gilt.

Petraeus ist in der US-Armee hoch angesehen und gilt als begabter militärischer Vordenker. Er ist einer der Autoren des neuen US-Armeehandbuchs zum Kampf gegen Aufständische. Der General hat einen Doktortitel in Politik von der Eliteuniversität Princeton. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Petraeus in die Politik wechseln könnte. Die Verbesserung der Sicherheitslage im Irak wurde in einem Atemzug mit dem Namen Petraeus genannt, der General damit zum geschätzten Trumpf des Weißen Hauses.

Die Nominierung Petraeus' muss noch vom Senat gebilligt werden. Gates ließ durchblicken, er habe Petraeus’ Ernennung bereits mit den Demokraten im Kongress abgestimmt und rechne daher mit deren Zustimmung.

ADRIENNE WOLTERSDORF