Für immer Berlin

Zwischenbilanz bei „Be Berlin“. So heißt die Imagekampagne der Hauptstadt. Mittlerweile haben 4.000 vom Slogan inspirierte Menschen ihre Interpretation des Mottos abgeliefert. Es lautet dann etwa: „Sei bunt, sei rund, sei Berlin“

„Be Berlin“ – sei Berlin – heißt die Imagekampagne der Hauptstadt. Obwohl 60 Prozent der Berliner nach Umfrageergebnissen mit dem Motto gar nichts anfangen können, wischte Senatssprecher Richard Meng Zweifel an der Genialität der „Be Berlin“-Aktion vom Tisch. „Die Kampagne ist gut angelaufen, wir sind mit der Resonanz zufrieden“, meinte er am Freitag auf einer Pressekonferenz. Bei neuen Projekten gebe es eben immer Leute, die nach Fehlern suchten. Kritik gehöre zum Geschäft, wehrte er Einsprüche ab.

Sechs Wochen nach dem Start des neuen Selbstvermarktungsprojekts der Hauptstadt wurde auf dem Pressetermin erstmals Bilanz gezogen. Über 4.000 Menschen hätten sich mit ihren Kommentaren, Einfällen und Geschichten, die dem Slogan „Be Berlin“ Gestalt geben, gemeldet, berichtete René Gurka, Geschäftsführer der Berlin Partner GmbH. „Viel mehr, als ich erwartet habe.“ Ein Berliner Küchenchef etwa interpretierte das Motto wie folgt: „Sei Unikat, sei delikat, sei Berlin.“ Ein Bonbonmacher meint: „Sei rund, sei bunt, sei Berlin.“ Die Rütli-Schüler wiederum meldeten sich mit „Sei Straße, sei Laufsteg, sei Berlin“ zu Wort.

Aus allen Einsendungen wurden bisher 270 persönliche Geschichten auf die Internetseite von „Be Berlin“ gestellt. Menschen, deren Geschichten veröffentlichungsreif sind, werden gleichzeitig zu Botschaftern und Botschafterinnen der Hauptstadt ernannt.

Unter den neuen Berlin-Gesandten sind viele mit Migrationshintergrund. Von deren reger Beteiligung an der Kampagne zeigen sich die Initiatoren überrascht, wie Gurka bekennt. Die jüngste Botschafterin heißt Naëma Chung und ist in diesem Sinne eine typische moderne Berlinerin, denn die Dreijährige hat koreanisch-türkisch-deutsche Wurzeln. Ihr Vater hat sie zum Wettbewerb angemeldet, weil er findet, sie habe ein so hübsches Berlin-Gesicht. Das Be Berlin“-Motto der Kleinen: „Sei Pflänzchen, sei Früchtchen, sei Berlin.“ Zur Pressekonferenz brachte sie ihre Puppe mit und stiftete kurzzeitig Verwirrung, als diese sich mit lautem „Mama“ zu Wort meldete.

Ab Mai soll Berlin großflächig mit „Sei …, sei …, sei …“-Plakaten zugepflastert werden, meinten die Veranstalter. Die Internetkampagne geht ebenfalls weiter. „Uns ist es wichtig, dass wir erst die Berliner zu Botschaftern machen und dann ins Ausland gehen“, sagte Gurka. Dies, obwohl unerwarteterweise das Ausland großes Interesse an der Kampagne zeigt. Der Großteil der bisher 300 Medienberichte sei außerhalb Deutschlands veröffentlicht worden.

Ab 2009 jedoch soll mit „Be Berlin“ im Ausland geworben werden. Vor allem TouristInnen und InvestorInnen sollen damit umgarnt werden. „Allerdings schon mit anderen Geschichten und Sprüchen“ erklärt Gurka. Wie diese lauten sollen, sagte er nicht. Ein wenig historischer wohl soll Berlin dabei erscheinen. Schließlich hatte die CDU im Abgeordnetenhaus moniert, dass das nicht der Fall sei. „Mal sehen“, heißt es vorerst.

Botschafter oder Botschafterin Berlins kann werden, wer mit seiner persönlichen Geschichte und seinem „Sei …, sei …. sei …“- Slogan die Kampagnenredaktion überzeugt. Als Gegenleistung bekommt man keine dicke Vergütung, sondern ein „Botschafterpaket“. Drin ist eine Sondermünze und eine Bonuskarte, mit der eine Begleitperson umsonst Eintritt zu kulturellen Veranstaltungen bekommt. AGNIESZKA HRECZUK