Simbabwes Polizei überfällt Opposition

Hunderte Festnahmen bei Sturm auf MDC-Zentrale und Wahlbeobachternetzwerk ZESN

HARARE taz ■ Simbabwes Polizei hat gestern die Zentrale der führenden Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) gestürmt. Rund 60 schwer bewaffnete Polizisten drangen am späten Vormittag in das Gebäude in der Hauptstadt Harare ein und nahmen rund 300 Menschen fest, die sich in die Parteizentrale geflüchtet hatten, um Gewaltakten in ihrer ländlichen Heimat zu entgehen. Unter ihnen sind 10 schwangere Frauen und 20 Kleinkinder unter drei Jahren, außerdem 60 Menschen mit Verletzungen wie gebrochenen Armen und Beinen.

„Es war schlimm“, erzählt der Augenzeuge Temba Mhare. „Alle, auch die mit ernsten Verletzungen, wurden in Polizeiwagen hineingeschoben. Wer sich wehrte, wurde zusammengeschlagen.“

Die Polizei sagte, sie sei auf der Suche nach MDC-Unterstützern, die Aktivisten der Regierungspartei angegriffen hätten. „Dies sind Aktionen eines Regimes, dem nichts anderes mehr einfällt“, sagte MDC-Sprecher Nelson Chamisa. „Die Brutalität wird immer intensiver. Jetzt werfen sie unseren Mitgliedern, die vor Gewalt geflohen sind, Angriffe auf Mitglieder der Regierungspartei vor. Diese 300 Leute waren in unser Büro geflohen, weil sie nirgendwo anders mehr hinkonnten.“ Die Festgenommenen sind jetzt in kleinen Zellen der zentralen Polizeistation zusammengepfercht.

Die Polizei stürmte auch die Büros des unabhängigen Wahlbeobachternetzwerks ZESN (Zimbabwe Election Suppoer Network), das seit der Wahl am 29. März versucht hat, auf eigene Faust die Ergebnisse der einzelnen Wahllokale auszuwerten, da die Wahlkommission noch immer kein Präsidentschaftswahlergebnis veröffentlicht hat. Die Razzia dauerte bei Redaktionsschluss noch an. ZESN-Anwälte sagten, der Leiter der Organisation, Rindai Chipfunde, sei zur Fahndung ausgeschrieben worden. SHAKEMAN MUGARI