„Öko kann man nicht verordnen“

Büromaterial, Computer, Dienstuniformen: Viele öffentliche Verwaltungen wollen nicht länger nur nach dem Preis gehen, sondern auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen. In Bremen fand dazu gerade eine Tagung statt

Thomas Jablonski, 39, ist als Referatsleiter der Bremer Finanzsenatorin für Organisation zu- ständig.  FOTO: SENAT

taz: Herr Jablonski, was haut Bremen für den öffentlichen Einkauf auf den Kopf?

Thomas Jablonski: Bundesweit sind es 250 Milliarden Euro, aber für Bremen können wir es nur schätzen. Wir vermuten, dass es sich um einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag handelt.

Warum wissen Sie das nicht genau?

Das liegt daran, dass viele Dienststellen selbst einkaufen und gerade Büromaterial oftmals nicht über den zentralen Einkauf beziehen. Das macht es sehr unübersichtlich.

Warum geschieht das? Schmecken die Bleistifte nicht?

Es gibt tatsächlich so etwas wie einen Mythos, dass die zentralen Beschaffungslisten nicht gut gepflegt sind, die Sachen zu teuer sind oder qualitativ minderwertig. Jeder versucht natürlich, es so günstig wie möglich zu machen, aber es gibt auch viele Sonderwünsche. Einige Senatsressorts schwören beispielsweise auf 100 Gramm- statt 90 Gramm-Papier, was Standard ist.

Und jetzt wollen Sie den Leuten auch noch vorschreiben, nur noch fair und ökologisch wertvoll einzukaufen?

Wir haben eine Studie in der Bremer Verwaltung gemacht und dabei gelernt, dass wir so etwas wie eine kulturelle Ebene berücksichtigen müssen, wenn wir eine möglichst hohe Akzeptanz erzielen wollen. Und das heißt, dass wir nicht etwas verordnen können, sondern Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit einbeziehen und gemeinsam ein Bewusstsein entwickeln müssen. Es gab vor ein paar Jahren beispielweise mal den Versuch, ökologische Putzmittel einzuführen. Irgendwann stellte sich heraus, dass die Reinigungskräfte dann eben Domestos von zu Hause mitbrachten, um es mal richtig sauber zu bekommen.

Was spricht dagegen, jeden selbst entscheiden zu lassen, welche Bleistifte er kaufen möchte oder welches Putzmittel – solange es nicht gegen die Öko-Richtlinien und die des fairen Handels verstößt?

Andere Kommunen machen das dezentral, Düsseldorf zum Beispiel. Das würde aber bedeuten, dass sehr viele Leute ein Know-How entwickeln müssten. Es gibt ja tausend verschiedene Label und Zertifikate. Da blickt doch kaum jemand durch, welche tatsächlich gut sind und welche nicht. Deshalb hat Finanzsenatorin Karoline Linnert auch einen Dialog mit umwelt- und entwicklungspolitischen Initiativen begonnen. Denn die haben hier die richtigen Markt- und Produktkenntnisse. Außerdem kann man ganz andere Preise erzielen, wenn man Verträge für große Mengen abschließt. Und die Leute könnten sich dann wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Momentan machen die das ja nebenbei. EIKEN BRUHN