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: Die Schäfchen im goldenen Verhau

Was die Deutsche Fußball-Liga auch anstellt, das Bundeskartell- amt beäugt’s argwöhnisch

Ein Hoch auf die Bundesliga, jenes Muster an Ausgeglichenheit! Nur 37 Punkte trennen den Letzten, MSV Duisburg, vom Ersten, dem FC Bayern München (ermittelt am gestrigen Sonntagnachmittag). Ganz anders sieht es in der englischen Premier League aus. Derby County – 11 kümmerliche Punkte – müsste 23-mal gewinnen, um Manchester United und den FC Chelsea einzuholen. In Frankreichs Eliteliga liegt der FC Metz 53 Punkte hinter Olympique Lyon, in Spanien Levante 47 Punkte hinter Real Madrid.

Lebt in Deutschland also noch die Chancengleichheit? Ist es hierzulande spannender als anderswo in Europa? Geht es nach der Deutschen Fußball-Liga (DFL), dann gibt es auf diese Fragen nur eine Antwort: Ja, die Bundesliga garantiert Spannung, weil wir dafür sorgen. Wir machen es verdammt schwer für ausländische Investoren, schrecken sie mit der sogenannten 50-plus-1-Regel ab, also jener Klausel, die den Vereinen in Kapitalgesellschaften auf Aktienbasis die Mehrheit garantiert, und wir sind so schlau, die Liga zentral vermarkten zu lassen. Das ist nichts anderes als gelebte Solidarität, sagt die DFL. Aber Vorsicht, in Frankfurt sitzen keine Skeptiker des Kapitalismus, sie sind nur an den Proporz gewöhnt, an die Vergabe der TV-Gelder nach dem „Verteilungsschlüssel“. So sollen die Schäfchen fein im goldenen Verhau der Liga eingeschlossen bleiben. Bisher klappte das ja hervorragend, auch wenn es nach der Fütterung dicke Schafe (Bayern) und abgehärmte Lämmer (Energie Cottbus) gab.

Das Kartellamt staunt nicht schlecht über den Herdentrieb in der Liga. Es ermittelt seit geraumer Zeit, ob die dufte Solidargemeinschaft weiter so werkeln darf. Das erregt in der Herde großen Unmut. Heribert Bruchhagen von der Frankfurter Eintracht hat den Kartellwächtern Geltungssucht vorgeworfen. Die Wächter wollten auch einmal im Scheinwerferlicht stehen, argwöhnt der DFL-Vorständler. Dass das Kartellamt sich gemeinhin in größere Nesseln setzt und dagegen Resistenzen entwickelt hat, ist Bruchhagen anscheinend entgangen. Aber die Strategie der Wächterbeschimpfung scheint trotzdem zu funktionieren, wie die interne Versetzung eines mit der Sache befassten Beamten zeigt. Heißt das womöglich, dass auch im Kartellgeschäft der Fußball über den Dingen steht? Der Kick ist ein gesellschaftliches Gut, propagiert die DFL allerorts – und hat schon das nächste Geschäft, das vom Kartellamt beanstandet wird, gemacht: die Zentralvermarktung der Bundesliga-Sammelbilder. Das Paket soll an das Unternehmen Topps gehen; die US-Firma bringt in Deutschland Sammelbilder zur Serie „Spongebob“ und „Star Wars“ heraus.

Bleibt die Frage – in Anlehnung an die berühmte Trapattoni-Rede: Was erlaube Kartellamt!? MARKUS VÖLKER