Sinn und Zweck nicht verstanden

Betr.: „Die Firma vertonen“, taz nord vom 18. 4. 2008

Der Artikel geht völlig an der Sache vorbei und zeugt vor allem von der Arroganz des Autors. Vieles ist richtig: Die meisten Chöre sind überaltert, es fehlt besonders an Männerstimmen, so manches vom gesungenen Repertoire überfordert die Sänger beziehungsweise den Zuhörer. Was aber ist das Ziel einer solchen Veranstaltung? Die Sänger und Sängerinnen treffen sich einmal im Jahr, um sich gegenseitig kurze Kostproben vorzuführen.

Sicher: Wer öffentlich auftritt, muss auch Kritik vertragen. Aber warum in so einer ätzenden, hämischen Weise? So richtig unerträglich gerät der Text, wenn der Zusammenhang von Firmentreue und Chorgesang bemüht wird. Jedes nur erdenkliche Vorurteil wird hier bedient: der unkritische Angestellte, der, statt politisch aktiv zu kämpfen, Volkslieder singt; der Chorsänger, der eigentlich am liebsten mit Bierhumpen anzutreffen ist, und vieles mehr. Wer so von oben herab über eine solche Veranstaltung schreibt, zeigt nur, dass er den Sinn und Zweck der Betriebschöre als Angebot für die Freizeitgestaltung nicht verstanden hat. Einiges am Chorgesang und am Auftreten der Chöre wirkt vielleicht laienhaft – es sind aber auch Laien, die dazu stehen, dass sie aus Spaß an der Freude einmal im Jahr die Musikhalle mieten und sich zeigen. CAT LUSTIG, Leiterin „Echo Chor“, Beiersdorf, Hamburg