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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Tierärztin in einem Schlachthof zu sein, ist eine paradoxe Sache. Denn hier interessiert die Gesundheit der lebenden Tiere nur im Hinblick auf ihr Geschlachtet-werden. Madame Hélène zum Beispiel, mit deren Hilfe sich der Dramatiker David Lindemann in einen assoziativen Monolog über die Kulturgeschichte des Schlachtens deliriert.

„Das Lebende und das Geschlachtete“ lässt nichts aus: den Tod nicht und das Leben schon gar nicht, streift Nazi-Grauen ebenso wie das große alltägliche Ausbluten in den Schlachthäusern dieser Welt. Sebastian Mauksch inszeniert im 3. Stock der Volksbühne die Uraufführung, unter anderem mit Anne Tismer.

Im HAU 3 zeigen Nurkan Erpulat und Tunçay Kulaoglu ihre theatralische Recherche über die Indentitätsdifferenz zwischen dem Schwul- und Türke-Sein und die Problematik, gleich zwei stigmatisierten Minderheiten zugleich anzugehören: „Jenseits – Bist du schwul oder bist du Türke“.

Im Übrigen wird am 2. Mai im Haus der Berliner Festspiele mit Sebastian Puchers Inszenierung von Shakespeares „Der Sturm“ eröffnet. Zu den Highlights des Festivals gehört zweifellosdie Non-Stop-Performance des Künstlerduos „Signa“. Ihr Werk, „Die Erscheinungen der Martha Rubin“ ist die wahrscheinlich längste Inszenierung aller Zeiten. Zwölf Tage lang kann man rund um die Uhr in die Stadt Ruby Town kommen, die in der Lokhalle Schöneberg aufgebaut ist. Also nicht nur zu den gutbürgerlichen Abendterminen, sondern auch nachts, frühmorgens oder nachmittags.

Die vierzig Schauspieler, die sich in dieser Zeit in die Bewohner von Ruby Town verwandeln, werden selbst zu Zeiten, wenn die wirkliche Welt draußen schläft, den Zuschauern die Möglichkeit geben, Teil ihrer Kunstwelt zu werden. Die Langzeit-Performance ist am Schauspielhaus Köln entstanden.

„Das Lebende und das Geschlachtete“: Volksbühne, 3. Stock, ab Mi

„Jenseits – Bist du schwul oder bist du Türke?“: HAU 3, ab Sa

Theatertreffen: Haus der Berliner Festspiele, 2.–18. Mai

„Signa“: Lokhalle, Haupteingang S-Bf. Priesterweg, 2.–10. Mai