Philoso.Finnen

Er zieht das Publikum nicht über den Tisch, er fordert es heraus, und das tut er ziemlich ganzheitlich. Gedichte, Romane, eine Oper, Kinderlieder, die Gründung des Neorustikalen Jazzorchester und ein Haufen Kurzfilme gehen auf M.A. Numminens Rechnung, vieles davon hat Kontroversen ausgelöst, künstlerisch wie politisch. „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Numminen hat diesen Satz und weitere Abschnitte aus Ludwig Wittgensteins (links im Bild) „Tractatus Logico-Philosophicus“ 1966 vertont. Der Falsettgesang des Jazzmusikers und Schriftstellers transzendiert die tatsächliche, gelegentlich auch vermeintliche Schwere seiner Stoffe in einer Leichtigkeit, die in der richtigen Eingangsstimmung genossen wie so manche Droge wirkt: befreiend und anregend. Gerne wird der Finne mit Helge Schneider verglichen, der auch nicht doof ist, aber hinter der intellektuellen Verspieltheit Numminens weit zurückfällt. Daniil Charms mag eher ein entfernter Vetter dieses Mannes sein, der während seines Studiums Deutsch lernte, um Marx und Wittgenstein im Original lesen zu können.

Helsinkiss Berlin: M.A. Numminen, Sväng, Marko Haavisto, Poutahaukat: 29. April, 22 Uhr, Quasimodo, Kantstr. 12, Karten ab 13,20 Euro