Dialog mit dem Hass-Sender

Nach Fanprotesten gegen den Fernsehsender DSF sucht der FC St. Pauli das Gespräch und darf nun wieder ins Programm. Paderborner Goufan wechselt ans Millerntor

Das Verhältnis ist alles andere als unbelastet. Als das Deutsche Sportfernsehen (DSF) am 10. März zum ersten – und vorläufig letzten Mal – ein Heimspiel des FC St. Pauli live übertragen hat, konnte auch die beste Kameraführung die Spruchbänder mit den unfreundlichen Botschaften nicht ausblenden. „Scheiß DSF“ und „Fuck DSF“ war da zu lesen – der Protest etlicher Fans gegen die von dem Sender erwirkten Spielansetzungen am ungeliebten Montagabend.

Der Münchner Spartenkanal reagierte auf die transparente Meinungsbekundung verschnupft und ließ durchblicken, er werde in Zukunft die Heimspiele des Hamburger Zweitligisten nicht mehr übertragen. Ein teurer Boykott: Bei jedem Heimspiel entgehen dem Club vom Kiez rund 100.000 Euro – kein kleiner Betrag für das schmale Budget des Vereins.

Am Dienstagabend trafen sich nun Fan-, Vereins- und TV-Vertreter um den Konflikt beizulegen. Unter der Regie von St. Pauli-Organisationsleiter Sven Brux wurde drei Stunden kontrovers über Spielansetzungen, Vermarktungs- und Protestformen diskutiert.

Zwar gingen die Kontrahenten ohne greifbares Ergebnis auseinander, doch Heiko Schlesselmann, Fanbeauftragter des FC, berichtet von einem „hilfreichen Informationsaustausch mit positiven Signalen“. Weitere Proteste, so Schlesselmann, „werden sicher nicht ausbleiben, aber es war hilfreich, Verständnis füreinander zu entwickeln“. St. Pauli–Geschäftsführer Michael Meeske spricht von einem „konstruktiven Gespräch, in dem Kompromissansätze aufgezeigt“ worden seien.

Bei so versöhnlichen Botschaften mochte auch DSF–Chefredakteur Sven Froberg nicht nachstehen. „Obwohl es aufgrund unterschiedlicher Interessenlagen keinen Konsens geben kann, sind wir mit dem Ausgang des Gesprächs sehr zufrieden“, sagte der Fernsehmann und versprach: „Wir können garantieren, auch in Zukunft am Montagabend vom Millerntor zu berichten“. Dabei erhoffe er sich allerdings „einen respektvolleren Umgang mit dem DSF vor Ort“.

Ungeachtet der Sende-Probleme hat der FC St.Pauli den ersten Neuzugang für die kommende Saison verpflichtet: den Kameruner Marc Gouiffe á Goufan, 24, der derzeit noch im defensiven Mittelfeld des Liga-Konkurrenten Paderborn kickt. Der zweimalige Nationalspieler unterschrieb einen Zweijahres-Vertrag. MARCO CARINI