Wochenübersicht: Konzert
: Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Wenn die Lautis Kreuzberg verlassen haben und das Polizeiorchester sich wieder anderen Aufgaben als der Deeskalation durch Präsenz widmet, tragen die demomüden Füße nicht mehr so weit. In SO36, im gleichnamigen Club am besten, wollen sie bleiben, und das lohnt sich auch, geben sich doch Agnostic Front, die „tough guys“ des Hardcorepunk, am Freitag die Ehre. Das Publikum dürfte eine sehr bunte Mischung aus Freunden harter Gitarrenmusik werden, multiethnisch, stark tätowiert und mit extrem divergierenden Frisurvorstellungen – von Glatzen bis zur traditionellen Rockermatte ist alles drin. Es wird laut und pathetisch werden und bei „United Blood“ können sich dann alle in die Arme fallen.

Ebenfalls ganz ordentlichen Krach werden Blackmail am Samstag im Postbahnhof machen. Das ist druckvoller Gitarrenrock, der zwar irgendwie unter Independent läuft, dabei aber ganz schön britpopt, was durchaus als Empfehlung zu verstehen und vor allem dem gelassenen Gesang Aydo Abays zu verdanken ist, der schon in der Staatsoper bei einer Performance mit dem Aktionskünstler und Bildhauer John Bock bestanden hat.

Überleitungen sind ja alles: der Generalmusikdirektor der Staatsoper, Daniel Barenboim, wird am Dienstag die Staatskapelle dirigieren und zusammen mit dem dänischen, man kann ihn nicht anders nennen, Teufelsgeiger Nikolaj Znaider Schönbergs annähernd unspielbares Konzert für Violine und Orchester (op. 36) sowie Bruckners 9. Sinfonie zu Gehör bringen.

Zuvor, am Montag, lohnt der Weg zurück nach Kreuzberg. Im Festsaal ziehen die Lesbians on Ecstasy den Mastervolumeregler auf Maximum und werden ihr Publikum definitiv ausgelassen tanzen machen. Die sehr basslastigen Elektronika „of the lesbian variety“ könnten langsam echt mal den Weg zur hippen urbanen Ipodcrowd finden.

Agnostic Front: 2. Mai, 20 Uhr, SO36

Blackmail: 3. Mai, 20 Uhr, Postbahnhof

Lezzies on X: 5. Mai, 21 Uhr, Festsaal Kreuzberg

Schönberg: 6. Mai, 20 Uhr, Konzerthaus Gendarmenmarkt