Kitt und Kinderknast

Zwei Christdemokratinnen verlassen den Senat: Alexandra Dinges-Dierig (Schule) und Birgit Schnieber-Jastram (Soziales). Echte Verluste sind das nicht

2004 trat sie an, um das Chaos aufzuräumen, das ihr Vorgänger Rudolf Lange (FDP) angerichtet hatte. „Ich habe viel Kitt dabei“, versprach Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) damals bei Amtsantritt. Um dann umso schlimmer den Sparhammer zu schwingen: Sie vergrößerte die Klassen, führte das Büchergeld ein und strich das Schülerfahrgeld.

Fachlich hatte die frühere Lehrerin mehr drauf als ihr Vorgänger: Ihr Programm der selbstverantworteten Schule stieß durchaus auf Zustimmung, die von ihr geplante Stadtteilschule ebenso. Aber der 55-Jährigen mangelt es an Kommunikations- und Einfühlungsvermögen, wie ihr Vorschlag zum Samstagsunterricht für Gymnasiasten bewies. Der dann auch ihr letzter war.

Sie sprach nicht gern, ließ meist ihre Mitarbeiter reden, wenn es in der Bürgerschaft um die Kita-Politik oder die Missstände im Geschlossenen Heim Feuerbergstraße ging. Das brachte Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram den Ruf ein, sie sei kalt, oft sogar ahnungslos und überfordert. Immerhin hat die CDU-Politikerin auf diese Weise sieben Jahre lang eine Mammutbehörde geleitet, dabei aber mehrere Sprecherinnen und einen Staatsrat zerschlissen. Der musste an ihrer Stelle gehen wegen der so genannten Protokoll-Affäre des Senats in Folge von Missständen im Kinderknast Feuerbergstraße. Deswegen hätte Schnieber-Jastram eigentlich vorzeitig ihr Amt aufgeben müssen, aber sie saß die Affäre aus.

Jetzt freut sich die 61-Jährige auf mehr Freizeit – und Hamburg auf die Wiedereinführung des HVV-Sozialtickets. Und das Heim in der Feuerbergstraße wird auch geschlossen. KAIJA KUTTER